Vermischte Ausflüge über die französische Grenze (1/6) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Montag, 15.01.2024, 23:02 (vor 127 Tagen)

In meinen bisherigen Reiseberichten hier im Forum berichtete ich von weit entfernten Zielen. Aus Karlsruhe muss man jedoch nicht so weit in die Ferne schweifen, um im Auslandsforum schreiben zu können. Diesmal bleibe ich nahe der Heimat und möchte euch gesammelte Tagesausflüge in die französischen Nachbarregionen vorstellen.
Unsere französische Nachbarregion Grand Est bietet für unter 26-Jährige mit der Carte Fluo Jeune, die für 1 € ein Jahr lang 50 % Rabatt in allen TER der Region bringt, ein unschlagbares Angebot. Bei seiner Einführung 2021 oder 2022 war ich leider gerade nicht in Grenznähe wohnhaft und als ich seit Anfang 2023 wieder in Karlsruhe war, hatte ich das Angebot leider vergessen. Im August in der Endphase meiner Masterarbeit erinnerte ich mich wieder an das Angebot und schlug zu. Leider kann ich es aus Altersgründen kein ganzes Jahr mehr nutzen¬, aber bei dem Preis nehme ich es nicht so genau. Daraus sind bis jetzt drei Ausflüge ins Elsass und Lothringen entstanden, auf die ich euch gerne mitnehmen möchte.

Ausflug 1: Straßburg – Metz – Nancy – Straßburg

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Nach der Abgabe meiner Masterarbeit ging in der letzten Augustwoche der erste Ausflug in die lothringischen Großstädte Metz und Nancy. Los geht es morgens am Karlsruher Bahnhof mit dem RE nach Offenburg und von dort mit der ehemaligen Ortenau-S-Bahn der SWEG über die Grenze nach Straßburg.

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Von Straßburg fahre ich mit kurzem Umstieg weiter nach Metz. Der TER wird mit einem Alstom Régiolis gefahren.

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Am frühen Werktagvormittag nach dem Berufsverkehr ist der Zug ziemlich leer und die Fahrt sehr angenehm. Ab Saverne ist die Strecke bis zur Einmündung der Strecke aus Saarbrücken neu. Die Fahrt durch die Vogesen weiß dabei sehr zu gefallen. Jedoch lässt es sich durch die dichte Vegetation kaum fotografieren.

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Nach Passage des bei Fotografen hier im Forum sehr beliebten Tunnels bei Arzviller und dem angrenzenden Abschnitt direkt am Rhein-Marne-Kanal lösen Wiesen den Wald an und die Landschaft wird flacher.
Obwohl Metz von uns daheim in der Südwestpfalz nicht nicht besonders weit weg ist, kenne ich Metz nur von der Durchfahrt in den Urlaub und war noch nie in der Stadt drin. Das will ich heute nachholen. Als erstes wird der beeindruckende Bahnhof aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs besichtigt. Hier im Bahnhof war ich schon mal 2006 mit 8 Jahren mit der Familie beim Lokwechsel des EC von Kaiserslautern nach Paris, nur dass ich damals von einem Lokwechsel noch nicht die geringste Ahnung hatte.
Die optisch wenig einladende Bahnsteighalle steht in krassem Gegensatz zu dem monumentalen historistischen Empfangsgebäude des „deutschesten“ Bahnhofsgebäudes in Frankreich.

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Die Schattenseite dieses monumentalen Bahnhofs ist, dass er so groß dimensioniert wurde, um als Logistikdrehscheibe für Truppentransporte an die Westfront bei einem Krieg gegen Frankreich zu dienen. Die ehemalige freie Reichsstadt Metz war seit seiner Besetzung durch Frankreich 1552 jahrhundertelang abwechselnd französische oder deutsche Festungsstadt von hoher strategischer Bedeutung. Diese Bedeutung hat Metz heute zum Glück verloren.

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Ein Kaisertrakt gehört auch zum Empfangsgebäude.

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Dann gehe ich in die Innenstadt. Vorbei an französischen Festungsanlagen gelange ich zur spätantiken Basilika St-Pierre-aux-Nonnains aus dem 4. Jh. Wer meine Reiseberichte kennt, weiß, dass ich für alte Kirchen immer zu haben bin und das 4. Jh. ist schon sehr alt für eine Kirche.

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Von dort gehe ich runter in den Park an der Mosel und Folge der Mosel ins Zentrum.

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Dort drehe ich eine ausgiebige Runde durch die Markthalle und decke mich für den Rest des Tages. Von der Markthalle aus ist die gotische Kathedrale schon nicht mehr zu übersehen. Diese hat eine etwas ungewöhnliche Form, das sie aus zwei nahtlos aneinander gebauten Kirchen entstanden ist. Innen beeindruckt die größte Fläche von gotischen Kirchenfenstern in einer französischen Kirche.

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Nach einem großen Brand 1877 wurde die Kathedrale im Auftrag der Deutschen Kaiser umfangreich saniert und umgebaut. Die Statue des Propheten Daniel auf der rechten Seite trägt die Gesichtszüge Kaiser Wilhelms II. Offiziell erfolgte die Darstellung des Kaisers nicht auf seinen Befehl, sondern als Idee des Dombauhüttenmeisters. Kritiker des geltungsbedürftigen Kaisers bezweifelten dies aber.

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Vermutlich vermisst der ein oder andere von euch den markanten Schnurrbart des letzten Kaisers. Während der Zwischenkriegszeit wurde die Kaiserstatue in der wieder französischen Stadt Ziel für Hohn und Spott. Bei der erneuten deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg ließen die deutschen Behörden den Schnurrbart deshalb entfernen, um die Ähnlichkeit zu verringern.
Dann wird es für mich langsam Zeit, zum Bahnhof zurück zu gehen. Um nicht die gleiche Strecke heim zu fahren, möchte ich noch nach Nancy. Dabei bin ich recht flexibel, da abgesehen von einigen Lücken ein für Frankreich sehr erfreulicher Halbstundentakt verkehrt. Es verkehren im Mischbetrieb Alstom Coradia Duplex der SNCF und der CFL aus Luxemburg bis Nancy.

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Auf einem anderen Gleis erspähe ich einen der letzten Z2 der SNCF als TER nach Thionville. Lieder gelingt mir kein gutes Foto. Wäre ich nicht schon mal mit einem Vertreter dieser Baureihe gefahren, wäre ich jetzt vielleicht spontan nach Thionville. Meine bisher einzige Fahrt im Oktober 2021 hat mir außerdem keine große Lust auf weitere Mitfahrten gemacht. Der Triebwagen war damals in einem entsetzlichen Zustand. Entlang der Mosel geht es nach Süden.

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Nach gut 40 Minuten ist Nancy erreicht.

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Kurz nach meinem TER kommt ein TGV aus Paris in Richtung Remiremont an. Für Fans ältere TGV-Baureihen dürfte Nancy aktuell noch ein El Dorado sein. Bei meinen drei Aufenthalten am Bahnhof in diesem Bericht sehe ich keinen einzigen TGV Duplex.

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Da ich länger als geplant in Metz war, bleibt mir in Nancy etwas weniger Zeit. Das ist aber nicht schlimm, da ich hier schon einmal mit der Familie war, was aber schon recht lange her ist. Entlang der Trasse des stillgelegten Spurbusses, die gerade entfernt wird, gehe ich Richtung Innenstadt und biege ab zur zentralen Place Stanislas.

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Der vom namensgebenden letzten Herzog von Lothringen Stanislaus Leszczynski erbaute Platz ist als städtebauliches Ensemble des Spätbarocks in die Welterbeliste der UNESCO eingetragen. Der Namensgeber, der von seiner Statue über den Platz wacht, wurde als unterlegener Konkurrent um den polnischen Thron nach dem polnischen Erbfolgekrieg 1738 auf Drängen seines Schwiegersohns Ludwig XV. von Frankreich mit dem Herzogtum Lothringen abgefunden. Zwei Jahrzehnte früher war Stanislaus nach seinem ersten Griff anch dem Thron einige Jahre bei uns in der Westpfalz in Zweibrücken im Exil. Der eigentliche Herzog von Lothringen erhielt dafür die Toskana und durfte die berühmte österreichische Erbin Maria Theresia heiraten. Teil dieses „schmutzigen“ Deals war, dass nach Stanislaus‘ Tod Lothringen an die französische Krone fiel. Da Stanislaus da schon über 60 war erhoffte sein Schwiegersohn sich bestimmt ein schnelles Erbe, musste aber noch fast 30 Jahre warten.

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Von der Place Stanislas gehe ich weiter nach Norden durch die Grande Rue. Erst kommt der Palast der Herzöge von Lothringen …

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… dann das Stadttor Porte de la Craffe.

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Auf dem Rückweg zum Bahnhof überrascht mich ein Regenschauer. Da ich noch ein wenig Zeit habe, rette ich mich unter den Schirm eines Cafés an der Place Stanislas und trinke einen ebensolchen.
Zurück nach Strasbourg bringt mich erfreulicherweise eine klassische Corailwgengarnitur. Deren Zeit läuft dürfte leider langsam ablaufen. Den Sitzpolstern sieht man ihr Alter leider langsam an. Sollten die Wägen noch länger in Betrieb bleiben, wäre ein Redesign bitter nötig, aber ich vermute, das das nicht mehr geschehen wird.
Eine Außenwäsche würde den meisten Corailwägen um Straßburg auch guttun. Aus den getönten, dreckigen Scheiben, lässt sich nur schwer fotografieren. Trotzdem freut es mich auch im Jahr 2023 noch in Wägen aus den spätern 70ern fahren zu können.

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Hier ist mein TER in Straßburg angekommen.

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Diesmal fährt ein Baleine Bleue der SNCF über die Grenze nach Offenburg.

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Ins Saarland fährt er zum Glück nicht. Das wäre für mich heute die falsche Richtung. In späteren Teilen werde ich euch aber auch dort hin mitnehmen.

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Von Offenburg geht es wieder mit dem RE zurück. Im nächsten Teil werde ich euch in das südliche Elsass und die Vogesen mitnehmen.


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