Alpen-Sylt Nachtexpress & Lemvigbanen 4/5 m 54 B. (Reiseberichte)

TD, Freitag, 12.04.2024, 17:53 (vor 39 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum vierten Teil unserer kleinen Rundreise durch Deutschland, Dänemark und Schweden. Im dritten Teil waren wir von Thyborøn in Dänemark nach Trelleborg in Schweden gefahren.

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Am fünften Tag steht die Überfahrt nach Rostock auf der Agenda, am sechsten Tag wechseln wir nach Berlin und widmen uns den Überlandstraßenbahnen nach Woltersdorf und Rüdersdorf.


Tag 5: Trelleborg – Rostock – Warnemünde – Rostock – Warnemünde

Wir haben in Trelleborg übernachtet und sind am nächsten Morgen früh auf den Beinen, so können wir den Sonnenaufgang über dem Fährhafen beobachten. Knapp 160 Kilometer Seeweg liegen vor uns.

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Fußgänger werden vom Check-in im Hafengebäude mit einem Kleinbus auf das Schiff gefahren, auf uns wartet das Fährschiff Nils Holgersson. Der Hafen von Trelleborg verfügt auch über Liegeplätze mit Gleisanschluss.

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Die Überfahrt von Trelleborg nach Rostock dauert fünfeinhalb Stunden. Ich baue mittlerweile solche Fährpassagen ganz gerne in Touren ein – und auch diesmal haben wir Glück, bei schönstem Sommerwetter lässt sich die Überfahrt genießen.

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Nach gut fünf Stunden läuft das Fährschiff in den Neuen Strom ein. Der Seekanal bildet die Einfahrt von der Mecklenburger Bucht zu den Rostocker Häfen. Das Schiff legt an Pier I an, von dort werden die wenigen Fußgänger mit einem Bus zum Fährcenter gebracht.

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Mit einem öffentlichen Bus fahren wir vom Fährhafen durch den Warnowtunnel nach Lütten Klein und von dort mit der S 1 nach Warnemünde. Auf dem übernächsten Bild sehen wir den Alten Strom, bis 1903 war dieser Mündungsarm der Warnow die Schifffahrtsverbindung zum Rostocker Stadthafen.

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Nachdem wir das Gepäck ins Hotel gebracht haben, unternehmen wir einen Ausflug nach Rostock, zur Übernachtung kehren wir nach Warnemünde zurück.

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Tag 6: Warnemünde – Berlin Flughafen – Berlin – Rahnsdorf – Woltersdorf – Rahnsdorf – Friedrichshagen – Alt Rüdersdorf – Friedrichshagen – Berlin

Nach dem Frühstück bleibt Zeit für einen Abstecher zum Strand, dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Bahnhof. Dabei kommen wir an zwei Wahrzeichen des Ostseebades vorbei, nämlich dem Leuchtturm und dem Rundbau Teepott.

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Zum Abschluss noch ein Bild der Mündung des Neuen Stroms, die wir gestern mit dem Fährschiff aus Trelleborg passiert haben.

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Seit 1886 ist Warnemünde an das Bahnnetz angeschlossen, vorrangig diente die Strecke der Reiseverbindung von Berlin ins dänische Gedser. Nachdem die Wasserwege in Warnemünde umgebaut wurden, wurden die Bahnanlagen für einen Trajektverkehr umgerüstet, 1903 ging der heutige Bahnhof in Betrieb.

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Nun steht der „neue Intercity“ auf unserer Agenda. Die IC-Linie von Warnemünde nach Dresden war das erste Einsatzgebiet der von der österreichischen Westbahn übernommenen KISS-Triebzüge. Für uns ist dies die erste Fahrt mit einem der vierteiligen Züge, seitdem sie bei der DB im Einsatz sind.

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Gut drei Stunden fahren wir durch die Weiten von Mecklenburg und Brandenburg. Von der Westbahn wurden auch die beiden Cafébereiche übernommen.

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Wir haben heute einen entspannten Reiseplan. Und so bleiben wir im Intercity bis zum Berliner Flughafen – nur um anschließend von dort zurück in die Innenstadt zu fahren. Einen tieferen Sinn hat das natürlich auch: wir wollen mit dem FEX eine weitere Zuggattung sammeln.

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Der Flughafen-Express zwischen dem Flughafen Berlin Brandenburg und dem Berliner Hauptbahnhof ist die einzige Linie der Gattung FEX, er wird von DB Regio mit Doppelstockwagen betrieben. Während der Intercity die westliche Route über Südkreuz nutzt, fährt der FEX die östliche Route über Ostkreuz und Gesundbrunnen in den Hauptbahnhof (tief).

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Nach der Ankunft am Hauptbahnhof bringen wir das Gepäck ins Hotel, anschließend starten wir zu einer Nachmittagstour ins östliche Umland von Berlin. Wir fahren zunächst mit der S 3 nach Rahnsdorf, unser Ziel ist die Straßenbahn Woltersdorf.

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Die Straßenbahn Woltersdorf ist eine normalspurige Überlandstraßenbahn. Sie führt vom Bahnhof Berlin-Rahnsdorf ins brandenburgische Woltersdorf. Mit einer Streckenlänge von 5,6 Kilometern zählt sie zu den kleinsten Straßenbahnbetrieben Deutschlands.

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Nach einer Fahrzeit von 16 Minuten sind wir schon an der Endstation Woltersdorf Schleuse angekommen. Ich kenne mich mit Weichen so gar nicht aus, aber die Weiche hier scheint etwas Besonderes zu sein.

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Wie unschwer zu erraten ist, befindet sich die Endstation bei einer Schleuse. Auf dem nächsten Bild sehen wir den Mühlenteich auf der Rüdersdorfer Seite der Schleuse, dahinter liegt der Kalksee.

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Die Gewässer in der Region dienten schon früh als Transportwege, etwa um Kalkstein aus Steinbrüchen bei Rüdersdorf nach Berlin zu bringen. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde hier ein erstes Stauwehr errichtet, die heutige Schleuse ist seit 1882 in Betrieb. Die Fallhöhe beträgt 2,10 Meter.

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Südlich der Schleuse liegt der Flakensee. Es ist ganz nett hier, seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Schleuse zu einem beliebten Ausflugsziel, sowohl für Tagesgäste aus Berlin als auch für die Sommerfrische. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei die Straßenbahn, auch heute gehört der Ausflugsverkehr zu einem Standbein der Bahn.

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Die Straßenbahn wurde 1913 eröffnet. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war das Bild noch von den in der DDR gefertigten Gothawagen geprägt. Wagen 31 wurde 1959 gebaut und war zunächst in Dresden unterwegs, 1986 kam er zur Woltersdorfer Straßenbahn.

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Nach der Wende wurde der damalige Kombinatsbetrieb in eine GmbH in kommunaler Trägerschaft umgewandelt. Im Zuge der Einführung einheitlicher Liniennummern in der Region erhielt die Strecke die Nummer 87.

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Die Betriebsführung liegt mittlerweile bei der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH (SRS). Die Strecke verläuft in Straßenlage durch Woltersdorf, anschließend auf eigener Trasse durch den Forst Köpenick. Im Jahr 2022 wurden drei neue Fahrzeuge vom Typ Moderus Gamma beim polnischen Hersteller Modertrans Poznań bestellt, deren Auslieferung hat mittlerweile begonnen. Wer es auf die alten Fahrzeuge abgesehen hat, sollte also nicht mehr allzu lange mit einem Besuch in Woltersdorf warten.

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Die Straßenbahnstrecke quert die Landesgrenze von Brandenburg zu Berlin, die Endstation liegt im Berliner Ortsteil Rahnsdorf. Vom Bahnhof Rahnsdorf fahren wir mit der S 3 eine Station stadteinwärts nach Friedrichshagen.

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Hier widmen wir uns der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn. Ähnlich wie in Woltersdorf handelt es sich um eine Überlandstraßenbahn mit nur einer Linie, sie ist die einzige meterspurige Straßenbahn im Berliner Raum.

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Die Linie trägt die Nummer 88, sie führt vom S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen über Schöneiche nach Rüdersdorf. Die Strecke ist 14 Kilometer lang, die ersten Kilometer verlaufen durch ein Waldgebiet der Krummendammer Heide. Am Ortseingang von Schöneiche quert die Strecke die Grenze zu Brandenburg.

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Die Strecke verfügt an beiden Enden über Wendeschleifen. Nach einer Fahrzeit von 28 Minuten ist die Endstation in Alt-Rüdersdorf erreicht. Mit dem Tourismusfaktor der Woltersdorfer Straßenbahn kann es die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn nicht aufnehmen, die Wendeschleife liegt am Rande einer Wohnsiedlung.

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Wir fahren direkt zurück, bei der Bahn handelt es sich um ein Fahrzeug des tschechoslowakischen Herstellers Tatra, das aus Cottbus übernommen wurde. Die Straßenbahn verkehrt werktags im 20-Minuten-Takt.

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Während der Rückfahrt entstehen einige Streckenbilder, die Strecke führt zunächst parallel zur Marienstraße an der Franz-Künstler-Siedlung durch Rüdersdorf. Auf dem übernächsten Bild sehen wir die Haltestelle Rüdersdorf Rathaus.

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Da die Gemeinden Schöneiche, Rüdersdorf und Woltersdorf abseits der Bahnstrecken lagen, gab es zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts vor Ort Sorge, von der weiteren Entwicklung abgehängt zu werden. So gab es Initiativen für eigene Bahnen; während man sich in Woltersdorf für Regelspur entschied, setzte man in Schöneiche/Rüdersdorf auf Schmalspur. 1910 wurde die Strecke bis Schöneiche in Betrieb genommen und zwei Jahre später bis ins damalige Kalkberge verlängert. Heute ist Kalkberge ein Ortsteil von Rüdersdorf, auf dem nächsten Bild sehen wir die Evangelische Dorfkirche in Kalkberge. Wenig später quert die Strecke das Strausberger Mühlenfließ.

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Der Betriebshof der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn liegt in Schöneiche. Die Bahn wurde anfangs mit Benzollokomotiven und ehemaligen Pferdebahnwagen betrieben. 1914 wurde die Strecke elektrifiziert. Pläne für eine durchgehende Straßenbahnstrecke von Erkner über Woltersdorf und Rüdersdorf nach Straußberg machte der Zweite Weltkrieg zunichte.

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Von Friedrichshagen fahren wir mit der S-Bahn zurück ins Zentrum von Berlin. Zum Zeitpunkt der Reise findet in Berlin das Festival of Lights statt, bei dem zahlreiche Gebäude illuminiert werden.

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Allzu lange sind wir allerdings nicht mehr in der Stadt unterwegs, denn die Deutsche Bahn zwingt uns am nächsten Morgen zu einem ungeplant frühen Aufstehen. Aber dazu mehr in den nächsten Tagen im fünften und letzten Teil mit der Rückfahrt an den Bodensee.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Alpen-Sylt Nachtexpress & Lemvigbanen 4/5 m 54 B.

Alibizugpaar, Köln (im Herzen immer noch Göttinger), Freitag, 12.04.2024, 23:14 (vor 39 Tagen) @ TD

Euer Fährschiff wurde zwischenzeitlich (im Januar 2022) auf AKKA umgetauft.

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Gruß, Olaf

"Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von der unerwarteten Seite."

Goethe an Schiller 1797

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