Grüner Zug, Höhlenstrecke und Murtalbahn – 6/7 m 58 B. (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 30.01.2024, 17:59 (vor 112 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum sechsten und vorletzten Teil unserer Rundfahrt durch Slowenien, Kroatien und Österreich. Im fünften Teil waren wir von Bad Radkersburg nach Tamsweg gefahren.

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Heute fahren wir mit der Murtalbahn von Tamsweg zurück nach Unzmarkt, wir besuchen Burg Hochosterwitz und erkunden die historische Strecke der Rudolfsbahn über Feldkirchen in Kärnten. Als nächsten Übernachtungsort haben wir Bad Gastein ausgewählt.


Tag 6: Tamsweg – Unzmarkt – Friesach in Kärnten – Launsdorf-Hochosterwitz – St.Veit/Glan – Villach – Bad Gastein

Nachdem wir am Vortag sowohl mit dem Wetter als auch mit den Zügen Pech hatten, hoffen wir heute auf einen besseren Verlauf. Zumindest das Wetter sieht schon mal gut aus, beim nächsten Bild blicken wir über den Marktplatz von Tamsweg.

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Die Geschichte des Rathauses mit den turmartigen Eckerkern reicht zurück bis ins Jahr 1452. Weiter führt uns der Weg vorbei an der Dekanatspfarrkirche, ein Barockbau aus dem 16. Jahrhundert.

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Dann erreichen wir den Bahnhof. Seit 1973 ist in Tamsweg der Endpunkt des regelmäßigen Personenverkehrs der Murtalbahn. Die Strecke führt von hier noch 12 Kilometer weiter bis Mauterndorf. Auf dem hinteren Streckenabschnitt gibt es einen Museumsverkehr, allerdings nicht direkt ab Tamsweg, sondern erst ab der darauffolgenden Station St. Andrä. Dieser Museumsverkehr wird unter dem Namen Taurachbahn vermarktet.

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Die Taurachbahn steht nicht auf unserem Reiseplan, wir wollen uns dem Regelbetrieb der Murtalbahn widmen. Und es sieht gut aus, diesmal klappt es mit der Mitfahrt!

Die Murtalbahn wird von der Steiermarkbahn (StB) betrieben, wir treffen auf ein Pärchen aus Steuerwagen und Triebwagen mit Baujahr 1982 und 1981. Die Fahrzeuge wurden von der Firma Knotz in Wien gebaut.

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Landschaftlich besonders reizvoll ist der hintere Abschnitt der Strecke von Tamsweg bis Murau, hier führt die Strecke der Murtalbahn abschnittsweise direkt am Ufer des namensgebenden Flusses.

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Beim nächsten Bild blicken wir vom Boden des engen Tals hinüber zur Pfarrkirche Ramingstein. Im Wald über der Kirche erhebt sich Burg Finstergrün.

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Im Juli 2021 war die Murtalbahn überregional in den Medien, als nach einem Gewittersturm ein Zug aufgrund eines entwurzelten Baumes entgleiste und das führende Triebfahrzeug in die Mur stürzte. Der Triebfahrzeugführer und die Schülerinnen und Schüler im Zug konnten das Fahrzeug über eingeschlagene Fensterscheiben verlassen, es kam nur zu leichten Verletzungen.
Die Bergung des Zugs war recht aufwändig, bei unserem Besuch lag das Fahrzeug noch im Fluss.

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Die Strecke verläuft landschaftlich ganz nett und abwechslungsreich, mal direkt am Fluss, mal durchs Grüne. Der von der Murtalbahn befahrende Abschnitt ist 64 Kilometer lang, die Streckenhöchstgeschwindigkeit liegt bei 70 km/h.
Beim nächsten Bild blicken wir zu Schloss Goppelsbach bei Stadl an der Mur.

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Und beim nächsten Bild erreichen wir den Bahnhof von Stadl an der Mur. Die Murtalbahn wurde von der Firma Stern & Hafferl gebaut, sie wurde 1894 eröffnet. Sie hat eine Spurweite von 760 Millimetern, das ist die sogenannte Bosnische Spurweite.

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Im Nachhinein bedaure ich, dass wir in Murau keinen Zwischenstopp eingeplant hatten. Vom Zug aus sieht der Ort jedenfalls sehr reizvoll aus mit einem historischen Ortskern, der Stadtpfarrkirche und Schloss Obermurau.

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Die Strecke wurde beim Bau für Normalspur ausgelegt, zu einer Umspurung kam es jedoch nie. Zwischenzeitlich stand der Fortbestand der Strecke auf der Kippe, es gab auch einen Vorschlag zur Umstellung auf ein Wasserstoff-Buskonzept. Die Landesregierungen bekennen sich zwar zu der Bahnstrecke, eine Modernisierung und vor allem deren Finanzierung sind aber offen.

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Die Murtalbahn wird heute im 2-Stunden-Takt bedient, die Zugkreuzungen finden in Murau statt. Nach eine Fahrzeit von etwa 1 Stunde und 40 Minuten erreichen wir nun bald die Endstation in Unzmarkt.

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In Unzmarkt reicht die Zeit für eine kleine Runde über die Mur hinauf ins Zentrum der 1.200-Einwohner-Gemeinde. Beim nächsten Bild stehen wir auf dem Simon-Hafner-Platz, das übernächste Bild zeigt die Pfarrkirche.

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Schließlich lassen wir den Blick vom Ort aus über die Landschaft schweifen, im Vordergrund die Mur, oben am Berg die Kirche Frauenburg und darüber die gleichnamige Burgruine aus dem 13. Jahrhundert.

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Der Bahnhof Unzmarkt ist Systemhalt der Railjets Wien-Villach. Auch der Intercity nach Lienz hält hier, mit diesem Zug fahren wir eine Station bis Friesach in Kärnten. Auf der Rudolfsbahn fahren wir über den Neumarkter Sattel ins Olsatal.

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Friesach ist heute nur eine Umstiegsstation für uns. Da der Intercity an unserem Zielort nicht hält, wechseln wir auf die nächste S-Bahn. Friesach ist Endpunkt der S 1 der S-Bahn Kärnten.

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Wir fahren auf der Rudolfsbahn weiter südwärts durch die Ebene des Friesacher Felds. Auf dem übernächsten Bild passieren wir die Kirche St. Klementen am Krappfeld, sie wurde um 1200 erbaut und in der Zeit der Türkeneinfälle zur Wehrkirche ausgebaut.

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Am Bahnhof Launsdorf steigen wir aus. Vermutlich wird sich der ein oder andere nun fragen, was wir ausgerechnet hier wollen. Kenner der österreichischen Bahngeografie werden vielleicht an die Görtschitztalbahn denken, die hier von der Rudolfsbahn abzweigt. Da es dort jedoch keinen Personenverkehr mehr gibt, liegt diese Strecke nicht in unserem Fokus.

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Wer schon einmal auf der Südbahn zwischen Wien und Villach gefahren ist, hat beim Blick aus dem Zugfenster vielleicht einen auffälligen Felsen mit einer interessanten historischen Bebauung gesehen. Genau so war es mir ergangen und ich hatte mir gedacht: das reizt mich, da will ich mal hin. Bei der Reiseplanung hatte ich mich rechtzeitig wieder daran erinnert und nun geht es zur Burg Hochosterwitz.

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Burg Hochosterwitz ist eine Höhenburg auf einem freistehenden Dolomitfelsen, auffällig ist der Burgweg, der sich um den Fels windet und mit 14 Torbauten gesichert ist. Vom Bahnhof bis zum Beginn des Burgwegs läuft man gut 2 Kilometer, aber immerhin ist das Ziel nicht zu übersehen.
Stellvertretend für die vielen Tore sehen wir nachfolgend das erste Tor (Fähnrichtor aus dem Jahr 1575), dahinter das Wächtertor.

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Oben angelangt lassen wir den Blick schweifen, zwischen den Zinnen blicken wir auf Launsdorf, irgendwo in der Bildmitte verläuft die Bahnstrecke. Beim übernächsten Bild sehen wir den Turm der Burgkirche, sie liegt unterhalb der Burg.

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Und beim letzten Bild von der Burg aus blicken wir nach Westen, das ist grob unsere Fahrtrichtung. Allerdings müssen wir dazu erst zurück nach Launsdorf wandern. Es gibt einen spärlichen Busverkehr zur Burg, die Fahrzeiten hatten für uns aber nicht gepasst.

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Vom Bahnhof Launsdorf-Hochosterwitz fahren wir mit der S 1 weiter auf der Rudolfsbahn bis St. Veit an der Glan. Diesmal treffen wir auf einen Talent-Triebzug.

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Die S 1 wäre direkt bis Villach gefahren. Das ist zwar auch unser Ziel, dennoch steigen wir in St. Veit an der Glan um. Der Bahnhof verfügt über ein schmuckes Empfangsgebäude, das 1913 fertiggestellt wurde. Bei der Restaurierung in den Jahren 2013 bis 2015 wurde großer Wert darauf gelegt, das ursprüngliche Erscheinungsbild durch originale Farben und Materialien zu erhalten, auch die Originalbeschriftungen in der Unterführungen blieben erhalten – selbst wenn es heute weder Gepäcksaufbewahrung noch Speiseräume mehr gibt.

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Wir fahren nun mit der S 2 nach Villach, auch dies ist ein Talent-Triebzug. Während die S 1 die vom Fernverkehr genutzte Strecke über Klagenfurt nutzt, verkehrt die S 2 über Feldkirchen. Und genau diese Strecke fehlt noch in meiner Streckensammlung.

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Die Verbindung über Feldkirchen ist Teil der historischen Rudolfsbahn, sie liegt heute jedoch im Schatten der Klagenfurter Strecke und wird im Personenverkehr nur von der S-Bahn bedient. Wir fahren nun durch das Glantal.

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In Feldkirchen gibt es ein historisches Empfangsgebäude zu sehen, das Gebäude aus dem Jahr 1869 steht mitsamt Bahnsteigdach und gusseiserner Säulen unter Denkmalschutz.

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Die Strecke führt landschaftlich ganz nett durch das Glantal. Während die Klagenfurter Strecke am Wörthersee entlang führt, passieren wir nun den Ossiacher See. Auf dem übernächsten Bild sehen wir Burg Landskron auf einem Plateau der Ossiacher Tauern.

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Von Villach fahren wir schließlich mit einem Railjet nach Bad Gastein. Die Strecke ist uns auch von der Hinfahrt schon bekannt, daher widmen wir dieser Etappe nur einen kleinen Absatz und ein Bild von der Südrampe der Tauernbahn hinab ins Tal.

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Irgendwo unterwegs müssen wir eine Zwischenübernachtung einlegen. Wie vorhin bei Burg Hochosterwitz hatte ich mich erinnert, dass der Ort Bad Gastein vom Zug aus interessant aussah – und heute passt das wunderbar für einen Zwischenstopp.

Schon die Empfangshalle atmet den Geist eines historischen Kurorts aus der k.u.k-Zeit. Eröffnet wurde der Bahnhof 1905 durch Kaiser Franz Joseph I. allerhöchstselbst.

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Bad Gastein ist ein interessanter, ja irgendwie auch sonderbarer Ort. Im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem mondänen Kurort, an den Steilhängen rund um einen Wasserfall gab es einen wahren Bauboom und vielstöckige Nobelhotels wuchsen entlang von steilen und engen Gassen in die Höhe zu einem „Wolkenkratzerdorf“.
Mit dem Ende der Belle Époque setzte ein Niedergang ein, nicht allen Häusern gelang der Übergang zum Wintertourismus, einstige Grandhotels verrotteten, Leerstand breitete sich aus. Komplettiert wird das Ensemble durch einen Brutalismus-Betonbau im Zentrum, den ein Architekturpreis auch nicht vor Leerstand und Niedergang bewahren konnte. Insgesamt eine sonderbare Mischung aus dem Glanz vergangener Zeiten, morbidem Charme und Aufbruchstimmung mit Baustellen.

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Mitten im Zentrum fällt die Gasteiner Ache in drei Stufen etwa 340 Meter in die Tiefe. Der Gasteiner Wasserfall ist das Wahrzeichen des Orts, er gehört zu den bekanntesten Wasserfällen in Österreich. Beim nächsten Bild blicken wir talwärts in das Gasteinertal.

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Am östlichen Talhang steht die Pfarrkirche Hll. Primus und Felizian (kurz Preimskirche), sie wurde 1876 geweiht. Mittlerweile bereiten Hangbewegungen der Kirche Statikprobleme.

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Und damit sind wir am Ende dieses Reisetags angekommen. In den nächsten Tagen folgt der siebte und letzte Teil, dann unternehmen wir einen kurzen Ausflug in die Berge und fahren anschließend nach Hause an den Bodensee.


Viele Grüße

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

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