Vermischte Ausflüge über die französische Grenze (4/6) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Freitag, 26.01.2024, 19:51 (vor 116 Tagen)

Ausflug 4: Metz – Düdelingen – Luxemburg

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Im letzten Teil habe ich euch in die Vogesen mitgenommen:
https://www.ice-treff.de/index.php?id=693393

Zu den drei Ausflügen, von denen ich zu Beginn des ersten Teils geschrieben hatte, ist in der Zwischenzeit ein vierter dazu gekommen. Am zweiten Sonntag im Januar bin ich von Pirmasens Nord aus nach Luxemburg und wieder zurück gefahren. Eigentlich hatte ich mir das für die freie Woche zwischen den Jahren vorgenommen, aber da war ich leider krank und das Wetter schlecht. Besonders gut war das Wetter, aber bevor meine Carte Fluo Jeune Mitte Februar abläuft, wollte ich das noch erledigen.
Obwohl Luxemburg von der Pfalz aus das zweitnächste Nachbarland ist und sogar meine Patentante dort wohnt, war ich noch mit dem Zug im letzten Großherzogtum Europas. Die Patentante kommt häufiger zu uns zu Besuch als andersrum, weil sie aus unserem Ort kommt, und die Zugverbindung ist leider ziemlich umständlich. Mit der CFL bin ich zwar schon gefahren aber nur innerhalb Deutschlands auf der Moselstrecke. Meine Tagesziele sind eine Spaziergang durch die Hauptstadt und sofern am Sonntag möglich eine Mitfahrt mit einem der Z2 der SNCF.
Der schnellste Weg von uns nach Luxemburg im ÖPNV ist der Schnellbus ab Saarbrücken, den meine Patentante meistens nimmt. Ich will aber natürlich mit dem Zug fahren. Hin fahre ich über Metz, zurück über Trier.
Das Fahrtenangebot nach Metz ist am Sonntag fern eines Stundentaktes, weshalb es erst recht human um 8.43 Uhr am Bahnhof Pirmasens Nord. Der Desiro „Hassel“ bringt mich mit Halt im namensgebenden Ort pünktlich nach Saarbrücken.

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Nein, dies ist nicht mein Anschlusszug, sondern die RB nach Lebach-Jabach von Vlexx. Da war ich schon und will heute nicht hin. Sein Farbgebung lässt mich vermuten, dass er in seinem früheren Leben für die Städtebahn Sachsen unterwegs war.
Bis zur WEiterfahrt habe ich genug Zeit, mir am Automaten ein Ticket für über die Grenze nach Forbach zu kaufen. Online fand ich nur Apothekenpreise im Vergleich zu den 1,60 €, die der Automat von mir fordert.

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Mein RE nach Forbach besteht aus zwei Baleine Bleus der SNCF. Eigentlich hatte ich auf einen der roten Baleines der SNCF gehofft, aber es gibt Schlimmeres.

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Im vorderen Zugteil ist kaum was los und ich kann mir den Platz aussuchen. Lange dauert die Fahrt aber sowieso nicht.

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Nach wenigen Minuten queren wir die Saar und die Gütergleise von Saarstahl.

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Nach nicht mal zehn Minuten und keinem Zwischenhalt ist Forbach erreicht. Wo auf einen elektrischen AGC umgestiegen werden muss.

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Währenddessen fährt ein Euro Cargo Rail mit neuen Seats Richtung Deutschland durch den Bahnhof.

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Nach unspektakulärer Fahrt bin ich nicht ganz eine Stunde später in Metz. Im Gegensatz zu meinem Besuch im ersten Teil kann ich diesmal den Bahnhof ohne Gegenlicht – ohne Sonne auch kein Gegenlicht – in seiner ganzen Pracht fotografieren.


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Auch der ehemaligen Oberpostdirektion, wie der Bahnhif im Stil der Neoromanik, gegenüber des Bahnhofs sieht man ihre deutsche Vergangenheit an. Seit dem Auszug der Post 2019 wird der mächtige Bau zu einem Altersheim umgebaut.

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Nach dem ich mir bei einem Bäcker in Bahnhofsnähe etwas Proviant besorgt habe, muss ich schon bald zum Gleis. Dort wartet ein Coradia Duplex der CFL auf mich. Von innen sieht er für mich als Laien exakt aus wie seine Geschwister von der SNCF, inklusive Sitzbezugmuster.

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Bis Thionville geht es nun entlang der Mosel nach Norden, meistens jedoch mit Abstand zum Fluss. Der Bahnhof von Uckange weckt mein Interesse. Das kleine historische Gebäude ist zu allen Seiten offen ohne Fenster und Türen und dient als Unterstand.
Eine kurze Onlinerecherche klärt mich auf, dass das jetzige Gebäude nur ein Anbau eines größeren Bahnhofsgebäudes war, das vor einigen Jahren abgerissen wurde.
Auch den Pizza-Automaten, der binnen 3 min eine warme Pizza ausspucken soll, würde ich gerne mal ausprobieren.

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Wie im Hintergrund des Bahnhofsgebäude schon zu sehen war, hatte Uckange früher ein Stahlwerk.

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Nach dem Bahnhof Thionville überqueren wir die Mosel und verlassen das Flusstal.

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Am ersten luxemburgischen Halt Bettemburg schaue ich aufs Nachbargleis, ob die RB nach Düdelingen schon da steht und wen ja mit welchem Zugmaterial. Jackpot, ein Z2! Also nichts wie raus!
Im nächsten Moment rauscht ein TGV Richtung Frankreich durch. Links mein TER aus Metz, rechts die RB nach Dudelange-Usines.

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Hier nochmal der Z2 nach Düdelingen in voller „Pracht“.

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Drinnen erwartet mich ein heute bei Regionalzügen ungewohntes Ambiente mit Vorhängen und Polstersitzen.

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Auch nicht mehr Stand der Technik: eine Fallrohrtoilette

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Auch die Kernseiferaspel (keine Ahnung, was der Fachbegriff ist) ist in Deutschland immer seltener zu finden. Ich finde sie eigentlich ganz charmant. Da muss ich immer daran denken, wie ich mal als Jungbahnfan beinahe nur mit großen Problemen au einer n-Wagentoilette rausgekommen bin.

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Die Fahrt bis Dudelange Centre dauert kaum fünf Minuten. Eigentlich ist die kurze Stichstrecke sogar eine internationale und führt seit einigen Jahren bis in den lothringische Gernzort Volmerange-les-Mines, heute am Sonntag jedoch nicht. Heute ist die Endstation die frühere Endstation Dudelange Usines, wo das Stahlwerk stand, für das die Strecke ursprünglich gebaut wurde. Da dort eine überschlagene Wende mit 1 min Puffer stattfindet,wir etwas Verspätung haben unf der Bahnhof in Maps nach Außenbahnsteigen aussieht, steige ich schon eine Station vorher in Dudelange Centre aus. Wenig später kommt der Gegenzug, mit dem ich nach Bettemburg zurückfahre.

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Ein wenig ungewohnt sind die Durchsagen im Zug auf Letzebürgesch. Als pfälzischer Muttersprachler kann ich aber mit etwas Konzentration das meiste verstehen. Schön, dass die lokale Sprache hier gefördert wird.
Von Bettemburg nehme ich die RB aus Petingen, die in Form eines Stadler KISS kommt. Bis auf die Doppelstockgarnituren von Bombardier dürfte ich damit alle aktuell von der CFL eingesetzten Zugtypen benutzt haben. Nach nicht ganz einer Viertelstunde komme ich im Hauptstadtbahnhof an.

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Vom Bahnhof in die Innenstadt nehme ich für drei Stationen die Luxtram.

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Die Straßenbahn ist erst 2017 wieder nach Luxemburg zurückgekehrt und ihr Netz wird seitdem ausgebaut. In der kostenlosen Zeitung L’essentiel die am Bahnhof ausliegt, lese ich später auf dem Heimweg, dass zwei neue Linien der Luxtram geplant sind.

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Luxemburg liegt über zwei tief eingeschnittenen Tälern und hat deshalb mehrere große Brücken in der Innenstadt. Die Luxtramstrecke führt über die Großherzog-Adolphe-Brücke.

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Auf dem Wilhlemsplatz / der Place Guillaume II sitzt König Wilhelm II. als Reiterstandbild. Seit dem Wiener Kongress 1815 war Luxemburg in Personalunion mit den Niederlanden verbunden. In seiner Funktion als Großherzog gab er 1848 dem Ländchen eine für die Zeit sehr liberale Verfassung.
Die Personalunion mit den Niederlanden endete 1890 mit dem Tod seines Sohnes Wilhelm III. Während in den Niederlanden dessen Tochter Wilhelmina Königin wurde, berief sich Luxemburg auf das salische Erbrecht, dass nur die männliche Erbfolge erlaubt, und holte den entfernt verwandten ehemaligen Herzog von Nassau Adolph ins Land. Ebenjener, nach dem Brücke im vorigen Bild benannt wurde.
1837 war schon die Personalunion von Großbritannien und Hannover aus dem gleichen Grund bei der Thronbesteigung Königin Victorias zerbrochen, als ihr Onkel Ernst August König in Hannover wurde. Zwei Generationen später wurden dann mit den beiden Enkeltöchtern Adolphs doch zwei Frauen nacheinander Großherzoginnen in Luxemburg.

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Bleiben wir bei den Großherzögen: Wenige Meter weiter bin ich bei dem großherzoglichen Palast angelangt. Als Luxemburg 1890 nach Jahrhunderten wieder Residenz wurde, ließ Großherzog Adolph mehrere Gebäude zu dem Palast umabauen. Kernstück mit den beiden Erkertürmen ist das alte Rathaus der Stadt. Dieses wurde 1575 unter dem spanischen Statthalter Ernst von Mansfeld gebaut. Luxemburg als Teil der Spanischen Niederlande bis zur Französischen Revolution jahrhundertelang in habsburgischem Besitz. Von Mansfeld ließ sich angeblich von dem berühmten Fachwerk-Rathaus von Wernigerode in seiner mitteldeutschen Heimat inspirieren.

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Hinter dem Palast bin ich schon bald am anderen Ende der Innenstadt. Der längliche Bockfelsen schiebt sich zwischen die beiden Täler. Hier lag die längst verschwundene Grafenburg und somit die Keimzelle der Stadt.

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Unten im Tal der Alzette passiert gerade ein KISS als Regionalzug nach Diekirch im Norden des Landes den Felsen.

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In die andere Richtung bietet sich eine schöne Aussicht zurück auf die Innenstadt.

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Hauptattraktion der ehemals bedeutenden Festungsstadt an der Grenze zu Frankreich dürften die unterirdischen Kasematten sein. Unter dem Bockfelsen sind besonders große Kasematten. Besonders viel Zeit bleibt mir nicht mehr, wenn ich noch bei Tageslicht bis Trier kommen will. Trotzdem gönne ich mir den Eintritt für eine schnelle Runde.

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Ein weitverzweigtes Gangsystem führt zu einer Vielzahl von Schießscharten. Durch eine davon kann ich den IC aus Lüttich beobachten, der gleich sein Ziel erreichen wird. Unterhalb der Roten Brücke liegt der Bahnhof Pfaffenthal-Kirchberg, von dem ich abreißen möchte.

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Will ich die die Regionalbahn in Pfaffenthal noch bekommen muss ich mich ein wenig sputen, aber es geht ja zum Glück bergab. Noch oben komme ich an der Porte des Trois Tours, oder auf Lëtzebuergesch, kurz Dräi Tierm, von der mittlealterlichen Stadtbefestigung vorbei.

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Unten im Tal überquere ich die Alzette. Rechts im Hintergrund steht das Siechentor von Vauban aus dem 17. Jh. Die markante rote Brücke über das Tal ist nach Großherzogin Charlotte, der Enkeltochter von Großherzog Adolph und Großmutter des amtierenden Großherzogs Henri benannt. Über sie führt seit 2017 die Luxtram. Die zugehörige Haltestelle heißt aber ganz pragmatisch und knapp nach dem umgangssprachlichen Namen der Brücke Rout Bréck.

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Dieser gewaltige Komplex ist der Bahnhof Pfaffenthal Kirchberg, der 2017 pünktlich zur Eröffnung der Straßenbahn als SPNV-Knoten in Betrieb ging. Die Strecke liegt hier in Hanglage einige Höhenmeter über dem Tal. Sehr gerne hätte ich den Aufzug genommen, aber nachdem vor mir ein älterer Herr die Treppe nimmt, packt es mich bei der Ehre und ich nehme auch die Treppe.

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Als ich oben am Bahnsteig ankomme, fährt gerade der Gegenzug Richtung Diekirch in Form eines Coradia Duplex ein.

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Nach dem ich mich so geeilt habe, habe ich jetzt sogar noch einen kleinen Moment Zeit. Ein Stockwerk darüber fährt die Standseilbahn ab, die den Bahnhof mit der Tramstation Rout Bréck verbindet. Diese fährt mit zwei parallelen Strängen im 2-min-Takt.

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Mein Regionalzug kommt dann als Z2. Damit hätte ich nicht gerechnet. Leider sind wie bei den anderen beiden auf der Düdelinger Strecke die Scheiben ziemlich dreckig. Von meiner bisher Mitfahrt mit einem Z2 der SNCF habe ich auch besonders dreckige Scheiben in Erinnerung. Das kann kein Zufall sein. DIe folgenden beiden Bilder sind deshalb von sehr zweifelhafter Qualität.
Aus der Bahn bietet sich dem Fahrgast ein hervorragender Blick auf den Bockfelsen und die Altstadt dahinter.

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Kurz darauf bin ich wieder am Bahnhof Luxemburg und kann die beiden Z2, die mich hergebracht haben, fotografieren.

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Da die Fahrzeiten von der Diekircher Strecke nicht besonders gut mit der Trierer Strecke abgepasst sind, bleiben mir jetzt noch über 20 min am Bahnhof – für einen 30 min Takt ganz schön lange. Nachdem ich im Bahnhofskiosk für den Bekanntenkries preiswertes Rauchwerk gekauft habe, bleibt mir noch genug Zeit, mich etwas umzuschauen.
Auf dem Hausbahnsteig wartet eine Dosto-Garnitur als RB nach Athus in Belgien.

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Für mich geht es jetzt aber zurück nach Deutschland. Wenig überraschend wird mich ein KISS nach Trier bringen. Der Lokführer steht noch auf dem Bahnsteig und unterhält sich mit zwei Kollegen auf Lëtzebuergesch. Schön zu sehen, dass die Sprache auch im Alltag präsent ist.
Wenige Minuten danach wird der Z2 im Hintergrund auf der gleichen Strecke als RB nach Wasserbillig folgen. Nach dem ich etwas in Sorge war sonntags wegen des geringeren Fahrplanangebots wenige bis gar keine Z2 in Betrieb zu sehen, bin ich doch überrascht, wie viele ich in Betrieb sehe. Mit den zwei Düdelingern, den zwei aus Diekirch und dem nach Wasserbillig habe ich 5 der 21 Einheiten der CFL in Betrieb gesehen.

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Die Strecke führt durch eines der anderen Täler aus der Stadt heraus.

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Zwischen Wasserbillig und Igel überquert der RE das Grenzflüsschen Sauer, das direkt danach in die Mosel mündet.

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Noch eine Mündung: Von der Moselbrücke Konz kann der geneigte Fahrgast die Mündung der Saar in die Mosel sehen.
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Das soll es von diesem Ausflug gewesen sein. Von Trier geht es mit dem guten Süwex nach Saarbrücken und dann wieder mit der RB nach Pirmasens Nord. Bei der Fahrt durch das schöne Saartal wird es aber bald dunkel.
Als Bonusbilder zeige ich euch noch zwei Bilder vom Rückweg am Montagmorgen nach Karlsruhe zur Arbeit. Nachdem sich jahrelang an dem Mischbetrieb aus Desiros, Talenten und wenigen 628ern wenig geändert hat, schickt der neue Verkehrsvertrag mit Akku-Triebwägen seit Fahrplanwechsel seine Vorzeichen voraus. Um Platz im Kaiserslauterer Werk für den Umbau zu bekommen, sind die Talente jetzt komplett nach Karlsruhe umgezogen. Die RB 55 von Pirmasens nach Landau, die jahrelang fest in Hand der Desiros war, ist seitdem komplett auf Talente umgestellt. Passend zum Bahnhof Pirmasens Nord - oder wie man bei uns noch traditionell sagt: Biebermühle – wartet der Talent „Pirmasens“ im frischen Schnee auf die Abfahrt nach Landau.

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Nach längerer Zeit fährt mal wieder ein 628er auf dem RE 6. Wegen der Modernisierung der Desiros wurde vor Fahrplanwechsel gemunkelt, dass die 628-Einsätze in der Südpfalz wieder häufiger wurden. Bislang kann ich das jedoch nicht bestätigen. Nach meinen Beobachtungen ist, die Südpfalz fest in Hand der Talente.

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Ich hoffe, mein Bericht konnte wieder euer Interesse finden. In den beiden kommenden Teile werde ich ein bisschen in die Vorjahre zurückspringen.

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