Grüner Zug, Höhlenstrecke und Murtalbahn – 2/7 m 47 B. (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 16.01.2024, 18:08 (vor 126 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer Rundfahrt durch Slowenien, Kroatien und Österreich. Im ersten Teil waren wir vom Bodensee in die slowenische Hauptstadt Ljubljana gefahren.

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Am zweiten Reisetag fahren wir von Ljubljana über Divača ins kroatische Pula und unternehmen von dort aus einen Ausflug nach Vodnjan.


Tag 2: Ljubljana – Divača – Pula – Vodnjan - Pula

Heute heißt es früh aufstehen, um 6 Uhr fährt unser Zug. Wir sind gut in der Zeit, das erste Bild vom Bahnhof Ljubljana hat einen Zeitstempel von 5:40 Uhr. Ljubljana ist nun nicht unbedingt ein Bahnhof der kurzen Wege, da ist etwas Puffer nicht schlecht.

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Außerdem reicht so die Zeit auch für ein Bild des Zuges. Wir fahren mit einem Regionalzug in Richtung Udine, zum Einsatz kommt ein italienischer Triebzug vom Typ CAF-Civity. Zehn Minuten später hätte es noch eine andere Fahrtmöglichkeit nach Divača gegeben mit einem Regionalzug in Richtung Koper, aber eine großzügigere Umsteigezeit macht die Fahrt entspannter.

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Wir fahren nun auf der historischen österreichischen Südbahn, die als Verbindung von Wien mit dem Adriahafen von Triest erbaut wurde. Während die Fahrt durch das Laibacher Moor noch von Morgennebel geprägt ist, strahlt über der Karstlandschaft des Brikini-Hügellands die Sonne.

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Nach anderthalb Stunden erreichen wir den Eisenbahnknoten Divača, hier zweigt die Bahnstrecke nach Pula von der Südbahnstrecke ab.

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Im ersten Teil hatte ich berichtet, dass mir die slowenischen Dieseltriebzüge der Baureihe 711 in meiner Fahrzeugsammlung fehlen und deshalb Pula als Reiseziel auserkoren wurden, weil die Strecke zum Zeitpunkt der Reise als sicheres Einsatzgebiet der Fahrzeuge gilt. Und da ist er nun:

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Im Jahr 1970 wurden 10 Einheiten von WMD Donauwörth (später MBB) ins damalige Jugoslawien geliefert, sie sollten als schnelle und komfortable Züge die Linie von Ljubljana nach Belgrad bedienen. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Bundesbahn-Baureihe 624. Später konzentrierte sich der Einsatz auf Slowenien; in den Jahren 1978/79 kamen die Züge nochmals nach Deutschland, dort erhielten sie neue Motoren, Klimaanlagen, Konferenzräume und die charakteristische grüne Farbgebung. Die Züge verfügen zudem über eine Küche, welche jedoch nicht mehr genutzt wird. Der zeleni vlak (grüner Zug) war vor allem für Geschäftsleute gedacht, im Ausflugsverkehr kam er zudem bis Venedig.

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Die ersten rund 15 Kilometer der Bahnstrecke bis Prešnica sind elektrifiziert, und zwar wird dieser Streckenabschnitt auch von den Zügen nach Koper befahren. Der erste Abschnitt verläuft durch das Brikini-Hügelland, beim übernächsten Bild blicken wir auf das Dorf Prešnica.

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Südlich von Prešnica zweigt die Koperbahn ab. Die Koperbahn wurde erst deutlich später gebaut, längst haben sich die Verkehrsströme aber geändert und die Verbindung nach Koper wird wesentlich intensiver befahren als die Strecke nach Pula.

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Die Bahnstrecke von Divača nach Pula ist insgesamt 122 Kilometer lang, davon verlaufen die ersten 31 Kilometer in Slowenien. Als die Strecke 1876 eröffnet wurde, lag sie in Österreich-Ungarn. Ihr kam damals eine hohe militärstrategische Bedeutung zu, da Pula zu jener Zeit zum österreichischen Hauptkriegshafen ausgebaut wurde.
Wir sind noch in Slowenien, beim nächsten Bild sehen wir den Bahnhof von Podgorje.

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Während die Orte in Slowenien auf rund 500 Metern über dem Meer liegen, liegt der Endbahnhof in Pula unten an der Küste. Besonders reizvoll ist der erste Abstieg in der Karstlandschaft im Grenzgebiet zu Kroatien.

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Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns wurde Istrien italienisch und die Ferrovie dello Stato Italiane (FS) betrieb die Strecke. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Jugoslawien die Halbinsel Istrien und der Tourismus rückte in den Vordergrund. In den 1970er-Jahren gab Turnus-Sonderzüge mit Liegewagen aus Hamburg und Dortmund nach Pula. Vom Glanz internationaler Fernzüge ist im verschlafenen kroatischen Grenzbahnhof Buzet heute nicht mehr viel übrig geblieben.

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Nach dem Zerfall Jugoslawiens handelt es sich für Kroatien um eine isolierte Inselstrecke, die nur über Slowenien zu erreichen ist. Weitere Bahnstrecken in Istrien sind stillgelegt oder ohne Verkehr, Pläne für eine Verbindung zu anderen Strecken wie nach Rijeka wurden nicht umgesetzt. Güterverkehr gibt es auf der Strecke nicht mehr, auf dem kroatischen Teil gibt es überschaubaren Regionalverkehr. Star der Strecke bleibt der „grüne Zug“, der saisonal von April bis September die einzige durchgehende Verbindung bietet mit dem Zugpaar 1272/1273 „Istra“.

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Die Ära der komfortablen Triebzüge neigt sich dem Ende zu, laut vagonweb sind sie 2024 noch für die saisonalen Verkehre nach Pula vorgesehen, jedoch versehen mit dem Hinweis „Use of new vehicles in planning!“.
Ich kann die Mitfahrt nur empfehlen, bequemer Zug, tolle Landschaft – und es gibt einige wenige Fenster an den Wagenenden, die sich öffnen lassen.
Beim nächsten Bild sind wir im Bahnhof der Kleinstadt Pazin, hier hat man zwischen den etwa fünf Zugpaaren am Tag noch Zeit, sich um den Blumenschmuck zu kümmern.

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Die Landschaft wird nun flacher, aber nicht uninteressant. Beim nächsten Bild fahren wir durch das Dorf Galižana mit dem Glockenturm der Kirche aus dem 17. Jahrhundert.

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Überpünktlich gegen 10:43 Uhr rollt der Zug in den Endbahnhof Pula ein. Von Ljubljana nach Pula dauert die Fahrt viereinhalb Stunden, der „grüne Zug“ fährt morgens hin und abends zurück, das bietet sich auch als Tagesausflug von Slowenien aus an. Die slowenische Bahn bietet dafür ein flexibles „Pula spezial“ an. Wir bleiben eine Nacht in Pula und fahren erst am nächsten Abend zurück.

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Pula liegt nahe der Südspitze von Istrien und ist mit gut 50.000 Einwohnern die größte Stadt der Halbinsel. Die Stadt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken; nachdem wir das Gepäck ins Hotel gebracht haben, starten wir zu einer ersten Stadterkundung. Beim Bild oben sehen wir den Sergierbogen, einen römischen Ehrenbogen. Beim nächsten Bild stehen wir vor dem Augustustempel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, rechts davon das Rathaus.

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Vorbei an der Kathedrale mit dem freistehenden Glockenturm laufen wir zum Hafen, die Hafenbahn wird nicht mehr befahren.

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Wahrzeichen von Pula ist das Amphitheater, mit 72 Bögen und 26.000 Zuschauersitzplätzen gehört es zu den größten und zudem am besten erhaltenen Amphitheatern der Antike.

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Schließlich machen wir uns nochmals auf den Weg zum Bahnhof von Pula. Viel ist hier nicht los, durch die Isolation der Strecke infolge der Unabhängigkeit von Kroatien und Slowenien ist der Verkehr sehr zurückgegangen.

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Nachdem wir mit dem „grünen Zug“ heute schon einen Erfolg für unsere Fahrzeugsammlung verbuchen konnten, machen wir nun gleich weiter und wollen auch die Baureihe 7122 der kroatischen Bahn abhaken. Die Dieseltriebwagen waren ursprünglich bei der schwedischen Staatsbahn unterwegs und kamen 1996 nach Kroatien. Während unseres Besuchs waren uns in Istrien nur diese Triebwagen begegnet, mittlerweile sollen dort auch moderne Končar-Triebzüge unterwegs sein.

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Gut, eine große Auswahl an Strecken gibt es von Pula aus nicht. Daher fahren wir nun auf der uns schon bekannten Strecke gut 10 Kilometer zurück bis Vodnjan, das schien mir als Ziel ganz nett und auch bei dem eher dünnen Fahrplan gut machbar.

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Vom Haltepunkt Vodnjan mjesto laufen wir ins Zentrum der Kleinstadt, auch dieser Ort hat römische Wurzeln, das Stadtbild wird geprägt von Bauten aus Gotik, Renaissance und Barock. Beim übernächsten Bild blicken wir zum Turm der Kirche Sv. Blaž (Hl. Blasius).

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Während in Pula sehr viele Touristen unterwegs waren, sind wir hier fast alleine. Beim nächsten Bild sehen wir den Hauptplatz Narodni trg. Wie auch Pula ist Vodnjan offiziell zweisprachig, neben Kroatisch gilt Italienisch als Amtssprache, daneben wir hier auch Istriotisch gesprochen.

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Für die Rückfahrt laufen wir zum Bahnhof von Vodnjan am Stadtrand. So richtig ernst nimmt man es mit der Zweisprachigkeit dann aber doch nicht, sowohl am Bahnhof als auch in den Fahrplänen ist nur Vodnjan angeschrieben, der italienische Ortsname ist Dignano.

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Auch die „schwedischen“ Triebwagen haben italienische Wurzeln, sie sind eine Weiterentwicklung der ALn 668 und wurden anfangs von FIAT gebaut, die Triebwagen haben Baujahre zwischen 1979 und 1981.

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Vodnjan liegt auf einer Anhöhe rund 140 Meter über dem Meer, die Fahrt hinab nach Pula dauert etwa eine Viertelstunde.

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Den Abend verbringen wir in Pula, nachfolgend einige Eindrücke des Sonnenuntergangs über der Bucht von Pula, dem belebten Forum, dem Amphitheater und zum Abschluss die beleuchteten Werftkrane auf der vorgelagerten Insel Uljanik.

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Und damit sind wir am Ende eines eindrucksvollen Reisetags angelangt. In den nächsten Tagen folgt Teil 3 mit der Rückfahrt mit dem „grünen Zug“ bis Divača und weiter nach Postojna.


Viele Grüße

Tobias

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