Hm. (Allgemeines Forum)
Hier ein Bericht über die Auswirkung der Riedbahnsanierung auf die Pünktlichkeit:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/deutsche-bahn-riedbahn-zuege-zwischen-frankfurt-und-m...
Danach hat sich die Zahl der Verpätungen um ein Drittel abgenommen, wobei unklar ist, ob sich das auf die auf dieser Strecke eingefahrenen Verzögerungen oder alle Züge bezieht. Kommt der Zug schon in Mannheim bzw. Frankfurt zu spät an, kann die sanierte Strecke hier natürlich auch nicht mehr viel richten.
Zwischenzeitlich gab es hierzu noch eine Presseinformation der DB: https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/100-Tage-Bilanz...
Ich verstehe diese Kommunikation in weiten Teilen nicht:
- Im Februar 2024 gab es intensive Bautätigkeit auf der Strecke, mit teils eingleisigem Betrieb und umgeleiteten Zügen (selbst zur Genüge erlebt). Insbesondere die Leit- und Sicherungstechnik ist erkennbar noch nicht komplett in Betrieb (siehe früherer Beitrag). Es wird sozusagen nun Bauzustand mit einem Bauzustand verglichen. Ist das ein fairer Vergleich?
- Fakt ist, dass der Fernverkehr momentan offensichtlich nahezu ohne Fahrzeitreserven fährt. Vor der Sanierung konnten zwischen Frankfurt Hbf und Mannheim Hbf bei einer Planfahrzeit von 36 Minuten bei bestmöglichem Verlauf gut zwei Minuten Verspätung herausgefahren werden, so die Essenz aus vielen Jahren Er-Fahrungen auf der Strecke. Auf einer Länge von rund 40 km kann mangels aktivem ETCS nur noch 160 statt vormals 200 km/h gefahren werden kann. ETCS ist nur auf einem etwa 13 km langen Abschnitt aktiv, siehe OpenRailwayMap. Ein nahezu beliebiger Blick in den DB Navigator zeigt zumeist, dass schon vor Einfahrt in die Strecke mit einer Verspätung von wenigen Minuten gerechnet wird. Warum wohl?
- Der Satz "Fernverkehrszüge, die verspätet auf die Riedbahn einfahren, konnten ihre Verspätung auf der Strecke um ein Drittel reduzieren." ist in doppelter Hinsicht sachlich nicht nachvollziehbar: Die geplante Fahrzeit zwischen den beiden Hauptbahnhöfen ist gegenüber den Vorjahren mit 36 Minuten unverändert und kann, wie dargelegt, kaum gehalten werden. Auch würde der Satz ja bedeuten, dass beispielsweise bei einer durchschnittlichen Einbruchsverspätung von beispielsweise 15 Minuten (wobei nur verspätete Züge betrachtet werden, also solche mit mehr als 5 Minuten Einbruchsverspätung) Züge (im Mittel) 5 Minuten Verspätung abbauen können müssten. Das ist völlig unplausibel!
- Während auf der Riedbahn immerhin einige Verbesserungen (wie dichtere Blockteilung, durchgängiges ETCS, punktuelle Geschwindigkeitserhöhungen) erreicht wurden und noch werden, herrscht zur anstehenden Sanierung der Strecke Berlin--Hamburg Funkstille. Offenbar gibt es bislang keinerlei öffentlich bekannte betrieblich-verkehrliche Verbesserungen, über einen verbesserten Anlagenzustand und sechs neue Überleitstellen hinaus. Dem gegenüber stehen insbesondere drohende Geschwindigkeitseinbrüche an Übergängen zwischen ETCS und LZB. Unter anderem sollen offenbar rund 200 Weichen erneuert werden, aber diverse rege genutzte Überholgleis-Ein- und Ausfahrten mit 60 bzw. 80 km/h (in langen Gleisen) so bleiben. Sind jemand irgendwelche konkreten weiteren Verbesserungen bekannt?
Um es klar zu sagen: Ich freue mich, wie auch Ende Dezember ausführlich dargelegt, über viele Verbesserungen auf der Riedbahn. (Gleichwohl auch diese deutlich unter ihren Möglichkeiten und vollmundigen früheren Versprechungen bleiben, es würde "so viel Kapazität und Pünktlichkeit wie technisch möglich ist" geschaffen.) Die weitreichende Intransparenz in Verbindung mit sehr selektiver und in manchen Teilen erkennbar falscher oder nicht plausibler Kommunikation ärgert mich als Eisenbahnfachmann, Eisenbahnfreund und Steuerzahler sehr.
Viele Grüße
Peter
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unterwegs für freie Eisenbahn-Geodaten
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- Verbesserte Pünktlichkeit auf der Riedbahn nach Sanierung -
Mike65,
31.03.2025, 12:40
- Hm. - bigbug21, 02.04.2025, 23:26