Gesäuse, Jaun- & Lavanttalbahn plus Chiemgau – 2/3 m 40 B (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Österreich-Bayern-Tour. Im ersten Teil waren wir vom Bodensee nach Wien gefahren und von dort weiter durch das Gesäuse nach Klagenfurt.
Heute erkunden wir die Strecke nach Wolfsberg in Kärnten, anschließend reisen wir nach Salzburg.
Tag 3: Klagenfurt – Wolfsberg in Kärnten – Klagenfurt - Salzburg
Wir starten bei Regen am Hauptbahnhof von Klagenfurt in den Tag. Das heutige Empfangsgebäude stammt aus dem Jahr 1948, der Vorgängerbau wurde wegen starker Kriegsschäden abgerissen. Die Haupthalle wurde von Giselbert Hoke gestaltet, die Wandfresken stießen bei der Eröffnung auf wenig Gegenliebe bei der Bevölkerung, heute stehen sie unter Denkmalschutz. Wir sehen die „Wand der Angeklagten“ mit einer Formensprache nach Pablo Picasso.
Wir steigen in die S 3 nach Wolfsberg; auf der Strecke kommt ein Desiro zum Einsatz. Was hier vielleicht nach einer banalen Fahrt auf einer Regionalstrecke aussieht, wird für uns abschnittsweise zu einer Letztbereisung, denn im Rahmen des Baus der Koralmbahn von Klagenfurt nach Graz ist hier in der Region einiges im Umbruch.
Der erste Abschnitt von Klagenfurt bis Bleiburg führt auf der Drautalbahn, die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Bald schon queren wir den namensgebenden Fluss das erste Mal, die Drau ist hier recht breit und geht in der Nähe in den Völkermarkter Stausee über.
Dieser Teil der Drautalbahn wird zur Koralmbahn ausgebaut und dabei neu trassiert. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs fuhr die S-Bahn auf weiten Strecken noch auf der alten Trasse, während - mal links, mal rechts - die neue Trasse schon in fortgeschrittenem Bauzustand parallel verläuft. An einigen Stellen wurde bei der neuen Trasse noch Lücken für die alte Strecke gelassen.
Der Bahnhof Völkermarkt-Kühnsdorf ist in dieser Form mittlerweile schon Geschichte, seit April 2023 halten hier nach 160 Jahren keine Züge mehr. Kühnsdorf erhält weiter nördlich einen neuen Bahnhof an der Koralmbahn mit dem Namen „Kühnsdorf-Klopeinersee“.
Die Drautalbahn führt von Bleiburg weiter nach Maribor (diese Strecke haben wir 2015 bereist, zum Reisebericht). Die S-Bahn nach Wolfsberg befährt nun die Jauntalbahn, die von Bleiburg nach Norden führt. Auch die Jauntalbahn geht in der Koralmbahn auf, der südliche Abschnitt wird zukünftig die sogenannte Bleiburger Schleife bilden, über die Bleiburg an die Koralmbahn angeschlossen wird.
In dieser Region gibt es eine slowenischsprachige Volksgruppe, so gibt es hier auch zweisprachige Bahnhofsschilder wie in Aich im Jauntal / Dob v Podjuni. Im Dezember 2022 fuhr hier der letzte Zug ab. Die Jauntalbahn war die erste österreichische Neubaustrecke nach dem Zweiten Weltkrieg, sie wurde erst 1964 in Betrieb genommen. Nach nur 58 Jahren steht sie vor der Zukunft als Radweg.
Bekanntestes Bauwerk der Jauntalbahn ist die Jauntalbrücke über die Drau. Mit einer Höhe von 96 Metern gehört sie zu den höchsten Eisenbahnbrücken Europas. Von einem Fußweg an der Ostseite wurden Bungee-Sprünge angeboten.
Nach einem Umbau wird die Brücke Teil der Koralmbahn werden, sie wird dafür zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Unter den Gleisen wird es einen Fuß- und Radweg geben, ab 2025 soll wieder Bungee-Jumping angeboten werden.
Nördlich der Jauntalbrücke bei St. Paul trennen sich die Strecken. Während die Koralmbahn hier im Westportal des Koralmtunnels verschwindet, fährt die S 3 nun weiter auf der Lavanttalbahn nach Norden. Die Strecke führt durch die Ebene des Unteren Lavanttals, auf dem nächsten Bild sehen wir die Kirche von Siebending.
Die Fahrt mit der S 3 endet in Wolfsberg in Kärnten. Wir drehen eine kleine Runde durch das Zentrum der 25.000-Einwohner-Stadt. Beim nächsten Bild stehen wir vor der Mariensäule auf dem Hohen Platz, auf dem übernächsten Bild sehen wir das Rathaus aus dem Jahr 1888.
Die Lavanttalbahn führt von Wolfsberg weiter bis Zeltweg an der Rudolfsbahn. Auf dem nördlichen Abschnitt findet jedoch nur noch Güterverkehr statt, Personenzüge fahren nur in Richtung Klagenfurt. Es gäbe noch den ÖBB-Intercitybus von Graz nach Klagenfurt, der in Wolfsberg einen Zwischenstopp macht, wir entscheiden uns aber für eine Rückfahrt nach Klagenfurt mit der S 3.
Zum Zeitpunkt unserer Reise gab es im Bahnhof Wolfsberg noch keine Oberleitung. Als Zulaufstrecke zur Koralmbahn wird der etwa 15 Kilometer lange Abschnitt ausgebaut und elektrifiziert.
Durch das ländlich geprägte Lavanttal fahren wir nach Süden. Die Lavanttalbahn hat heute nur noch regionale Bedeutung, früher war sie Teil einer Verbindung von Zeltweg nach Cilli/Celje in Slowenien.
Ab St. Paul begegnen uns wieder die Baustellen der Koralmbahn. Wenn ich es richtig deute, müssten wir auf dem nächsten Bild die Baustelle für den zukünftigen Bahnhof St. Paul im Lavanttal sehen. Der Bahnhof ging im Dezember 2023 in Betrieb, damals wurde der Kärntner Abschnitt der Koralmbahn in Betrieb genommen. Nach Eröffnung der Gesamtstrecke sollen hier auch Fernzüge halten.
Die alte Trasse verläuft östlich von St. Paul, den Fahrgästen auf der Koralmbahn wird zukünftig der Blick auf das Stift St. Paul verwehrt bleiben. Die Gebäude wurden zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert errichtet, das Kloster selbst wurde schon im Jahr 1091 gegründet.
Südlich von St. Paul liegt ein Höhenzug, den sowohl alte als auch neue Trasse mit einem Tunnel unterqueren. Bei dem Ort Eis kommt die Koralmbahn aus dem 2.900 Meter langen Tunnel Langer Berg wieder ans Tageslicht. Beim übernächsten Bild sind wir wieder auf der Jauntalbrücke.
Lange mussten die Bewohner von Stein um eine Bahnstation kämpfen, 14 Jahre nach einer ersten Petition wurde im Jahr 1887 der Bahnhof Rückersdorf (heute Tainach-Stein) eröffnet. Nun ist das wieder Geschichte, seit 2023 halten hier keine Züge mehr. Der Ort Stein hat zukünftig keinen direkten Bahnanschluss mehr, das Bahnhofsgebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt. Die Koralmbahn verläuft bei Stein in einem Tunnel…
…der kurz vor der neuen Draubrücke endet. Die 600 Meter lange Brücke ist schon seit 2014 fertig und die längste Eisenbahnbrücke Kärntens.
Der letzte Abschnitt der Koralmbahn von der Drau bis Klagenfurt ist seit 2016 fertig. Damit endet für uns eine interessante Erkundungstour. Mal schauen, ob ich die Tour demnächst wiederhole, gibt es doch nun neue Bahnhöfe und alte Eisenbahnrelikte zu entdecken. Die Fahrzeit von Klagenfurt bis Wolfsberg hat sich seit unserem Besuch mit dem neuen REX von 79 Minuten auf 44 Minuten verkürzt.
Zurück im Hauptbahnhof von Klagenfurt widmen wir uns dem zweiten Wandfresko, der „Wand der Kläger“. Die beiden Fresken gelten heute als bedeutende Beispiele österreichischer Monumentalmalerei nach 1945.
Schließlich fahren wir mit einem Railjet über die Tauernstrecke nach Salzburg. Die erste Etappe führt entlang des Wörthersees, beim darauffolgenden Bild sehen wir Schloss Rothenthurn am Berghang über dem Drautal.
Mit Blick über das Mölltal geht es auf der Südrampe der Tauernbahn hinauf in die Hohen Tauern, während rechts die frühere Trasse mit dem Gratschacher Viadukt unterhalb der Johanneskirche von Oberfalkenstein zu sehen ist.
Das letzte Bild von der Tauernstrecke entsteht bei der Fahrt durch das Gasteinertal. Mit der Ankunft in Salzburg endet das heutige Tagesprogramm. Ich hätte noch ein Abendprogramm gehabt, da es dann aber regnet, verschieben wir das auf den nächsten Besuch in Salzburg.
Und damit sind wir am Ende dieses Teils angekommen. In den nächsten Tagen folgt der dritte und letzte Teil, dann verlassen wir Österreich und unterbrechen die Heimfahrt zum Bodensee zur Erkundung der Stichstrecken nach Ruhpolding und Aschau.
Viele Grüße
Tobias
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