Vermischte Ausflüge über die französische Grenze (6/6) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Samstag, 03.02.2024, 22:48 (vor 108 Tagen)

Herzlich Willkommen zum letzten Teil meiner Bericht Reihe über unsere westlichen Nachbarregionen! Heute kommen zum Abschluss gleich drei Tagesausflüge aus 2022. Los geht es mit einer ganz besonderen grenzüberschreitenden Strecke, die nur einmal im Jahr Personenverkehr sieht, aber dafür dann mit sehr vielen Fahrgästen. Wer den letzten Teil verpasst hat, kommt hier zurück: https://www.ice-treff.de/index.php?id=693794


Ausflug 6: Am Karfreitag nach Bouzonville

2020 ging es wegen der kleinen Sache, die mit C anfängt, nicht nach Frankreich, 2021 sehr viel aber weiter in den Süden (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10532411). Deshalb mache ich einen großen Sprung in den April 2022.

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Jedes Jahr am Karfreitag wird eine Bahnstrecke vom Saarland über die Grenze nach Lothringen bedient, die im restlichen Jahr keinen Bahnverkehr mehr sieht: die Niedtalbahn nach Bouzonville. Dort findet nämlich jährlich auch bei den Saarländern sehr beliebte Karfreitagsmarkt statt. Am Karfreitag 2022 gehörte ich zu den Fahrgästen.
Da ich bei der Familie in der Pfalz zu Besuch bin und Richtung Saarbrücken möchte, geht es diesmal vom Bahnhof Rieschweiler mit der RB von Pirmasens Hbf nach Saarbrücken Hbf los. Leider muss ich wegen einer Baustelle in den Osterferien zwischen Saarbrücken und Völklingen auf den SEV ausweichen. Beim Umstieg zum Zug entsteht dieses Bild der Völklinger Hütte.

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In Dillingen erfolgt der Umstieg auf die Niedtalbahn. Normalerweise pendelt hier im Stundentakt ein Desiro bis zum letzten deutschen Haltepunkt Niedaltdorf. Wegen deren fehlender Frankreichzulassung kommen am Karfreitag für den Verkehr nach Bouzonville, zu deutsch Busendorf, stattdessen 628er auf ihre alte Strecke zurück, mangels Kreuzungsmöglichkeit jedoch nur im Zweistundentakt. Bis vor einigen Jahren verkehrten noch einige Güterzüge über die Strecke, noch früher sogar Flüssigstahlzüge von der Dillinger Hütte. Hier hat der Zug schon den Haltepunkt Niedaltdorf passiert und ich blicke auf den namensgebenden Ort am Flüsschen Nied zurück.

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Wenige Minuten später kommt Bouzonville in Sicht.

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Wie auf dem Bild zu sehen ist, war der Zug sehr gut besetzt. Trotz Doppeltraktion stand der komplette Gang voll.

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Der Bahnhof Bouzonville wurde von der Bevölkerung herausgeputzt. Unübersehbar lebt hier der europäische Gedanke die deutsch-französische Freundschaft.

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Allzu viel sehenswertes gibt es in der Kleinstadt nicht. Hauptattraktion ist die Abteikirche Heilig Kreuz an der Nied – laut Wikipedia eine „querhauslose gotische Pseudobasilika mit offener Vorhalle“.

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Der Karfreitagsmarkt sagt mir wenig zu. Er ist wie ein großer Flohmarkt mit Essenständen und sehr überlaufen, was mich natürlich für die Händler freut. Nach dem ich mir was zu Essen geholt habe und mich auch ein wenig mit französischem Käse eingedeckt habe, gehe ich deshalb zum Bahnhof zurück. Dieser kann auch von der Straßenseite seine deutsche Vergangenheit kaum leugnen.

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Der Bahnhof Bouzonville liegt an der zweigleisigen elektrifizierten Hauptbahn von Béning bei Forbach nach Thionville. Der Abschnitt südöstlich von Bouzonville ist schon länger ohne Personenverkehr, nach Einstellung der wenigen Zugpaare nach Thionville auch der Rest. Somit sind die Karfreitagszüge auf der hier abzweigenden Niedtalbahn nach Dillingen die einzigen Personenzüge nach Bouzonville. Heute am Feiertag scheint auch der Güterverkehr zu ruhen, zumindest sehe ich keinen Güterzug. Das ramponierte Bahnhofsschild der SNCF steht somit symbolisch für die bescheidene Gegenwart des Bahnhofs.

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Dann fährt auch schon das 628er-Duo ein und nimmt mich nach zwei Stunden Aufenthalt wieder nach Deutschland zurück.

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Nach etwas über einen halben Stunde bin ich zurück in Dillingen.

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Zurück geht es wie auf dem Hinweg über Völklingen und Saarbrücken nach Rieschweiler. Passend zu dem damaligen Osterwochenende möchte ich mit unseren „Osterhasen“ daheim enden.

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Ausflug 7: Niederbronn-les-Bains

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Für den nächsten Ausflug springen wir nicht ganz einen Monat nach vorne in die zweite Aprilhälfte, in der ich Niederbronn-les-Bains besuchte. Davor hatte ich mich lange gedrückt, weil der Fahrplan am Wochenende recht überschaubar ist und das und die Verbindung drei kurze Umstiege aufweist. Diesmal geht es wieder in Karlsruhe los. Mit Umstieg in Winden und Weißenburg fahre ich nach Hagenau, wo vom einen AGC in den nächsten umgestiegen wird. Vorbei am damals noch Alstom gehörenden Werk Reichshoffen führt die Strecke in die beginnenden Nordvogesen nach Niederbronn.

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Der Konzern De Dietrich, zu dem das Werk Reichshoffen ursprünglich gehörte, ist hier allgegenwärtig. In Niederbronn gibt es die früher zum Konzern gehörende Gießerei und zwei Stationen vor Reichshoffen in Mertzwiller ist der der Name De Dietrich heute noch zu finden.

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Von hier ging es früher einmal über Bitche bis Sarreguemines. Angeblich soll in einigen Jahren hier eine Pilotstrecke für ein neues autonomes Bahnsystem kommen. Freuen würde es mich, allein mir fehlt der Glaube.

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Der Schriftzug am Bahnofsgebäude hat schon mal bessere Zeiten erlebt.

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Niederbronn ist ein hübscher Kurort in einem Tal am Eingang zu den Nordvogesen.

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Mein heutiges Ziel ist die Wasenburg über dem Ort. Nach einer guten Stunde ist diese erreicht.

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Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich sie mit dem Rotsandstein auch für eine unserer Pfälzer Burgen halten. Geologie hält sich eben nicht an politische Grenzen. Als die Burgen gebaut wurden, gab es die Grenze hier außerdem noch gar nicht. Durch das Burgfenster bietet sich ein schöner Ausblick über die Rheinebene.

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Unten im Ort bleibt mir noch Zeit für einen Einkauf beim Bäcker und ein Bier im Bistro. Außer mir sind hier viele deutsche Biker unterwegs.

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Dann geht es über den gleichen Weg wie heute Morgen zurück. Diesmal wartet am Bahnhof ein Regiolis auf mich.

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In Wissembourg erfolgt wieder der Umstieg von der SNCF zurück zur DB.

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In Karlsruhe schaue ich mir noch die Gleisbauarbeiten an, die an diesem Wochenende geschehen.

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Ausflug 8: Karlsruhe – Straßburg – Sarreguemines – Pirmasens Nord

Der letzte Ausflug findet im Juli 2022 in Zeiten des 9€-Tickets. Von Karlsruhe nach Pirmasens Nord führt der übliche Weg über Landau und Annweiler und dauert gut 1,5 Stunden, im Fall von Störungen auch mal ausnahmsweise über Kaiserslautern, vor wenigen Wochen dank der abnehmenden Zuverlässigkeit der Desiros von DB Regio sogar über Mannheim und Kaiserslautern. Durch Frankreich führt er aber äußerst selten. Naja, einfacher, günstiger und schneller kann ja jeder, also probiere ich mal etwas anderes aus. Durch das 9€-Ticket hält sich der Aufpreis zumindest einigermaßen in Grenzen.
Los geht es mit dem RE nach Appenweier und von dort mit der SWEG nach Straßburg. Lieber wäre ich wieder in Offenburg in die SWEG umgestiegen, aber unser RE von der Schwarzwaldbahn sammelt wegen Überfüllung einige Minuten Verspätung und mir wird die Zeit dafür zu knapp. Sinnvoll wäre es wegen der Überfüllung aber umso mehr gewesen, denn der halbe RE steigt in Appenweier und quetscht sich in die beiden Regioshuttle. Zu meiner Überraschung schaffen es aber alle oder fast alle rein. Auch ohne das 9€-Ticket wird es Zeit, dass diese wichtige Strecke in die Großstadt Straßburg mit angemessen großen Zügen statt den kleinen „Schienenbussen“ bedient wird. Ich freue mich schon auf die Regiolis des neuen Verkehrsvertrags.
Durch den hohen Fahrgastandrang sammeln wir wieder Verspätung und ich mache mir ernsthafte Sorgen um meinen 10-min-Umstieg. Mit etwas Eile erreiche ich aber meinen Anschluss nach Sarreguemines. Ein Regiolis mit Werbung für das Elsass bringt mich durch die Nordvogesen.

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In Kalhausen fertigt noch der Bahnhofsvorsteher (oder Fahrdienstleiter?) unseren Zug ab.

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Das letzte Stück vor Sarreguemines führt entlang der kanalisierten Saar.

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Im Bahnhof Sarreguemines erobert sich die Natur das Gelände zurück.

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Hier lege ich eine Pause ein und schaue mich ein wenig um. Nördlich des Bahnhofs führt die Strecke Richtung Béning und weiter nach Metz durch einen Tunnel.

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Am schönsten finde ich es an der Saar.

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Vorherrschende Industrie der Stadt war früher die Herstellung von Keramik und Fayencen. Die größte Fayencerie ließ für ihre Mitarbeiter dieses schöne Casino an der Saar bauen.

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Das Stadtmuseum widmet sich deshalb schwerpunktmäßig auch der Fayencerie.

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Der Bahnhof Sarreguemines wird nicht nur häufiger aus Deutschland als aus Frankreich angefahren, er wird auch nur aus Deutschland per Oberleitung erschlossen. Hier ist nämlich der Endpunkt der Saarbahn nach Karlsruher Modell.

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Mit dieser werde ich nun nach Saarbrücken fahren. Die Fahrt in der unklimatisierten Stadtbahn mit nur kleinen Klappfenstern ist an diesem heißen Nachmittag im Juli kein Vergnügen. Von Saarbrücken geht es mit der RB nach Pirmasens Nord.

Damit habe ich auch mein Archivmaterial aus der Nachbarregion aufgebraucht. Ich hoffe, es hat euch wieder gefallen. Vielleicht kommt im Laufe der Zeit noch die ein oder andere Zugabe dazu.


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