Von Königssee und Nebelhorn | 7/7 mit 43 Bildern (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum letzten Teil unserer kleinen Rundreise kreuz- und quer durch Deutschland. Der sechste Teil des Reiseberichts hatte in Köln geendet. Für alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben, gibt es heute noch einen kleinen Auslandsteil mit einer Abschiedsfahrt mit dem IC/IR „Iris“ von Brüssel nach Basel.
Tag 9: Köln – Lüttich – Brüssel – Basel - Konstanz
Vom Kölner Hauptbahnhof starten wir heute in Richtung Belgien. Der Spaß an der Reise ist mir allerdings mittlerweile vergangen. Und das liegt nicht am miesen Wetter, sondern daran, dass dieser Teil der Reise zwei Tage nach den Anschlägen von Brüssel auf dem Programm stand. Ich hatte im Vorfeld gehadert, ob wir die Reise überhaupt unternehmen können (nach den Anschlägen wurde der Fernverkehr nach Brüssel ja vorübergehend eingestellt) und ob es eine gute Idee ist, jetzt nach Brüssel zu reisen. Es gibt Argumente für und gegen eine solche Reise – um es kurz zu machen: ja, wir sind gefahren.
Bereits am Tag nach den Anschlägen wurde der ICE-Verkehr nach Brüssel wieder aufgenommen und so fahren wir nun mit dem ICE international von Köln über Aachen nach Belgien.
Im Zug bleiben verständlicherweise viele Plätze leer.
Von Aachen bis Lüttich nutzt der ICE die Schnellfahrstrecke HSL 3. Hier lässt sich der Blick von einer der Talbrücken erahnen.
Bei der Planung der Tour hatte ich noch Zeit „übrig“ und da ich Brüssel schon kannte, kam ich auf die Idee, einen Abstecher nach Lüttich (französisch Liège) einzuplanen. Und so verlassen wir den ICE im Bahnhof Liège-Guillemins. Der Bahnsteig ist abgesperrt und Polizisten haben einen Blick auf die ankommenden Fahrgäste aus dem ICE, wir werden aber nicht kontrolliert. Der Fernbahnhof liegt ein ganzes Stück von der Innenstadt entfernt, und so steigen wir um in einen Regionalzug nach Liers, der auch am Innenstadtbahnhof Liège-Palais hält.
Unseren Stadtrundgang starten wir am Palais provincial...
...und laufen von dort an die Maas, an deren Ufern sich die Stadt mit ihren knapp 200.000-Einwohnern erstreckt.
Hier sind wir am place du Marché, dahinter die Kuppel von Saint-André.
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Lüttich gehört die Montagne de Bueren, eine breite Treppe, die im 19. Jahrhundert angelegt wurde und die das Zentrum mit der Zitadelle von Lüttich verbindet. Allerdings habe ich jetzt keine Lust auf 374 Treppenstufen.
Nein, quatsch, natürlich besteigen wir die Montagne de Bueren und verschaffen uns von oben einen Ausblick über Lüttich.
Der Rückweg „obenherum“ zum Bahnhof führt uns durch das nette Altstadtviertel Pierreuse, zwischen den engen Gassen versteckt sich auch die Kapelle Saint-Roch en Volière aus dem Jahr 1558.
Von oben können wir nun auch einen Blick auf die Bahnsteige des Bahnhofs werfen, der in einem Trog liegt. Einen direkten Zugang gibt es von hier ab nicht,...
...stattdessen gibt es nur einen unscheinbaren, schmalen Seitenzugang. Von hier geht es zunächst ins Untergeschoss, wo sich Schalter und Fahrkartenautomaten befinden.
Laut Fahrplan hätte es eigentlich gereicht, erst eine halbe Stunde später am Bahnhof Liège-Palais abzufahren, aber da wir die Runde durch Lüttich schon abgeschlossen haben, bietet sich so die Möglichkeit, bei einem längeren Aufenthalt auch den Bahnhof Guillemins anzuschauen. Ein Regionalzug bringt uns nach Guillemins.
Und hier sind wir auch schon am Bahnhof Liège-Guillemins angekommen. Über dem Triebwagen der Reihe AM 66, dem wir eben entstiegen sind, ist schon die imposante Dachkonstruktion zu sehen.
Während wir nun durch den Bahnhof schlendern, frage ich meinen Bruder, was denn das Wort „Supprimé“ bedeutet, das ich auf der Anzeigetafel bei unserem Anschlusszug gelesen habe. Mit seinem Schul-Französisch sollte er das doch wissen.
Meine Assoziationen sind „Super-Prima“ (also ein Premium-Schnellzug) oder „Supplement“ (ein Ergänzungszug?).
Vorsorglich bekommt mein Bruder den Auftrag, online nach einer Übersetzung zu recherchieren, während ich das 200 Meter lange, monumentale Baldachin-Dach knipse, für das 10.000 Tonnen Stahl verbaut wurden. Der Bahnhof wurde 2009 eröffnet, beim Entwurf des Bauwerkes soll der Planer von einer sich auf dem Rücken räkelnden Frau inspiriert worden sein. Für solche Gedanken habe ich jetzt allerdings keinen Nerv, denn mein Bruder liest die Übersetzung vor: beseitigen, abschaffen, eliminieren, löschen.
Während wir uns auf den Weg zur Information machen, finde ich mich gedanklich schon mit Plan B ab, nämlich die Abkürzung über Namur zu nehmen und dort den EC Brüssel-Basel locker zu erreichen. Dann klappt es halt nicht mit einer Abschiedsfahrt auf dem gesamten Laufweg, aber zumindest wären wir dann wieder im Plan.
An der Info erfahren wir dann, dass in Kürze ein verspäteter IC nach Brüssel abfährt, wir sollen uns beeilen, dann könnten wir den Zug noch bekommen. Also nichts wie los und im Sauseschritt zum Bahnsteig...
...und es klappt! Puh. Der Intercity ist gebildet aus sog. M6-Doppelstockwagen, die teilweise bis 200 Stundenkilometer zugelassen sind. Auch in der ersten Klasse gibt es eine 2+2-Bestuhlung. Interessant ist die asymmetrische Anordnung von Fenstern und Sitzen, wodurch Wandfensterplätze vermieden werden.
Landschaftlich ist die Strecke recht langweilig, wodurch das graue Wetter diesen Eindruck sicher noch verstärkt. Interessanter wird es dann im Großraum Brüssel, wo sich ein Überblick über den Fuhrpark der belgischen Bahn ergibt.
Dann geht es in den Untergrund und wir unterqueren auf der Brüsseler Nord-Süd-Verbindungsbahn das Stadtgebiet vom Nordbahnhof über Bruxelles-Central bis zum Südbahnhof – die Strecke gilt als der am dichtesten befahrene Eisenbahntunnel der Welt.
Bekanntlich ist Belgien mehrsprachig und auch in Brüssel gibt es zwei Amtssprachen. „Brussel-Zuid“ ist die niederländische Variante des Südbahnhofs. Man beachte auch die dicht schließende Tür im Doppelstockwagen.
Und „Gare de Bruxelles-Midi“ ist die französische Version, wobei der Bahnhof formal gar nicht in Brüssel liegt, sondern auf dem Gebiet einer Nachbargemeinde.
Nach dem Stress in Lüttich holen wir hier noch das Außenbild des Wagens nach.
Es geht gleich weiter...
--
"Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/