Von Königssee und Nebelhorn | 6/7 mit 36 Bildern (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum vorletzten Teil unserer kleinen Bahnreise durch Deutschland. Im fünften Teil hatten wir das Nebelhorn besucht und waren ein kleines Stück mit dem Alex zwischen Oberstdorf und Immenstadt gefahren. Heute geht es nun wieder auf große Tour.
Tag 7: Oberstdorf - Leipzig
Zwei Fernzüge verbinden Oberstdorf mit dem Rest des Landes, im vierten Teil des Reiseberichts waren wir mit dem IC „Nebelhorn“ von Hamburg nach Oberstdorf gereist, heute steht der IC „Allgäu“ auf dem Reiseplan.
Beide Züge starten morgens im Abstand von wenigen Minuten in Oberstdorf. Der IC 2012 „Allgäu“ fährt täglich nach Hannover, an einigen Wochentagen bis Magdeburg und sonntags sogar bis Leipzig. An welchem Tag wir fahren, ist damit ja wohl klar, oder?
Die Anzeigetafel zeigt als Ziel nur Hannover an, denn um nach Leipzig zu kommen, gibt es sicherlich schnellere Verbindungen. Das gilt aber eigentlich auch für Hannover, denn dort ist der IC Nebelhorn zwei Stunden früher.
Rechts der lange IC Allgäu, links der kürzere IC Nebelhorn, der später auf den IC Königssee übergeht.
Die Zuglaufanzeige am Wagen ist im Gegensatz zu der Anzeigetafel im Bahnhof ehrlich, hier wird Leipzig als Endbahnhof genannt.
Puh, da haben wir heute ja eine ganz ordentliche Reise vor uns. Und das ist längst nicht alles, das Display scheint nur nicht für solch lange Reisen gemacht zu sein, denn zwischen Hamm und Leipzig liegen auch noch ein paar Kilometer und Halte.
So sehr ich es auch genieße, mit Fernverkehrszügen in Feriengebiete zu fahren und die Annehmlichkeiten der ersten Klasse zu schätzen weiß, so hadere ich doch mit dem Publikum in diesen Zügen, die nicht zu Unrecht scherzhaft auch als „Kukident-Express“ bekannt sind. Ich bin nur froh, dass wir uns rechtzeitig ein Abteil im Bistrowagen sichern konnten und uns nicht an dem Streit ums Schwerbehindertenabteil beteiligen müssen, wo sich die Herrschaften gegenseitig mit der Grad der Behinderung zu übertrumpfen suchen – dabei haben die Herrschaften Reservierungen für andere Plätze, nur gefallen ihnen diese nicht oder sie meinen, dass nur das Schwerbehindertenabteil angemessen sei.
Das Wetter ist den ganzen Tag mies, deshalb gibt es diesmal nur wenige Streckenbilder. Den Streckenabschnitt bis Immenstadt überspringen wir ganz, denn davon hatte ich im letzten Teil ja schon sonnige Bilder. Hier sind wir schon in Immenstadt angekommen, wo die Lok den Zug umfährt.
Über Kempten und Memmingen geht es auf der Illertalbahn weiter nach Ulm, vorbei an der Kirche St. Gordian und Epimachus in Pleß.
Hier fahren wir gerade auf der Geislinger Steige von der Schwäbischen Alb hinab ins Filstal...
...und weiter nach Stuttgart, wo wir den Neckar queren.
Die 218 zieht den Zug bis Stuttgart, dort übernimmt dann eine 101 und es geht auf die Schnellfahrtstrecke Richtung Mannheim, wobei der Zug den Bogen über Heidelberg nicht auslässt.
Bei diesem Foto aus dem Rheintal habe ich herausgefunden, dass es in der Behindertentoilette ein Fenster gibt, das sich öffnen lässt. Aber ich kann ja nicht die ganze Fahrt auf der Toilette verbringen.
Bei schönem Wetter hätte ich von der Fahrt wahrscheinlich eine dreistellige Zahl an Bildern mitgebracht von Allgäu, Schwäbischer Alb, Odenwald, Rheintal, Rheinhessen, Mittelrheintal, Ruhrgebiet, Teutoburger Wald und Porta Westfalica – wobei es auch bei schönem Wetter im Winter irgendwann dunkel wird.
Nachdem es jetzt aber zu regnen beginnt, bleibt dieses Bild aus dem Rheintal das letzte Streckenbild.
Bei dem Bild ist es 15.30 Uhr – bis Leipzig sind es „nur“ noch knapp 8 Stunden. So langsam bekomme ich Zweifel, ob es eine gute Idee war, unbedingt die komplette Strecke am Stück zurücklegen zu wollen oder ob wir die Tour nicht wenigstens im Sommer hätten machen sollen. Aber gut, dass ich für die Fahrt durch die Dunkelheit wenigstens noch ein Buch im Gepäck habe. Und Zeit für einen Besuch im Bordbistro bleibt so auch genug.
Mittlerweile hat sich auch das Ziel unseres Zugs „geändert“, an dem Zugzielanzeiger in Bonn wird immerhin schon Magdeburg angezeigt. In Hannover hat der Zug knapp 20 Minuten Aufenthalt, da werde ich dann etwas ungeduldig und wäre lieber 20 Minuten früher am Ziel.
In Magdeburg bin ich dann irritiert. Laut Reiseplan soll es hier einen Fahrtrichtungswechsel geben, ist das ein Druckfehler? Der Zug fährt nämlich ohne Fahrtrichtungswechsel weiter nach Dessau.
Tja, und dann wird es irgendwann Zeit, das Abteil zu räumen. 13 Stunden und 13 Minuten nach Abfahrt in Oberstdorf erreichen wir Leipzig.
Mit 1.180 Kilometern dürfte der IC „Allgäu“ einer der längsten innerdeutschen Zugläufe sein. Und auch 34 Halte und sieben durchfahrene Bundesländer können sich sehen lassen.
Von Koblenz? Soll hier das Durchhaltevermögen des Dauerbahnfahrgasts geschmälert werden?
Gut, mit Umsteigen hätte man die Strecke von Oberstdorf nach Leipzig auch in fast der Hälfte der Zeit zurücklegen können, aber wäre das nicht langweilig?
Die Direktverbindung ist übrigens so abwegig, dass nicht mal ein durchgehender Fahrschein angeboten wird, zumindest online ist eine „Preisauskunft nicht möglich“.
Wirklich anstrengend war der Tag nicht, trotzdem sind wir jetzt doch müde und beziehen direkt unser Hotelzimmer, für Leipzig ist morgen früh noch Zeit.
Es geht gleich weiter...
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