Von Unstrutbahn über Wipperliese bis Zacke 4/4 (50 Bilder) (Reiseberichte)

TD, Freitag, 07.08.2015, 19:17 (vor 3557 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum letzten Teil unserer kleinen Frühlingsreise durch Deutschland. Im dritten Teil waren wir am Abend in Köln angekommen, hier setzen wir den Reisebericht nun fort.


Tag 4: Köln – Stuttgart – Friedrichshafen – Konstanz

Für die Strecke von Köln zurück an den Bodensee habe ich schon verschiedenste Varianten mit Rheintal, Schnellfahrstrecke, Schwarzwaldbahn oder Gäubahn abgefahren, als Alternative habe ich mir diesmal den Streckenast der Schnellfahrstrecke über Wiesbaden ausgesucht kombiniert mit einer Fahrt im IC 119 nach Friedrichshafen, unterbrochen noch von einem Abstecher zum Nahverkehr in Stuttgart.

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Ergänzend zur Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main wurde im Jahr 2002 auch ein 13 Kilometer langer Streckenast in Betrieb genommen, der bei Breckenheim von der SFS abzweigt und nach Wiesbaden führt. Von anfangs täglich acht Zugpaaren sind heute nur noch zwei Zugpaare übrig geblieben, die zudem auch nur montags bis freitags verkehren. Und so ist es gar nicht so einfach, diese Strecke überhaupt in einen Tourplan zu integrieren. Für mich heißt das, früh aufstehen, und so entsteht das erste Bild des Tages vom Kölner Hauptbahnhof schon recht früh, denn der Zug soll um 6.11 Uhr fahren. Die Betonung liegt allerdings auf „soll“, denn wegen einer Baustelle verzögert sich die Bereitstellung um über eine halbe Stunde. Eigentlich hatte ich auf einen Velaro spekuliert, stattdessen fährt ein klassischer ICE 3.

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Wikipedia nennt für die Züge über Wiesbaden eine Auslastung zwischen 3 und 20 Prozent, das kann ich für den Abschnitt bis Wiesbaden bestätigen. Nach einer entspannten Fahrt über die Schnellfahrstrecke biegen wir schließlich nach Wiesbaden ab, hier mit Blick zum US-Militärflugplatz Erbenheim.

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Das Zugpersonal verweist eilige Reisende auf die S-Bahn nach Mainz, bis es nach einem Fahrtrichtungswechsel dann auch für uns über den Rhein geht. Während in Wiesbaden schon einige Fahrgäste zugestiegen sind, wird der Zug dann in Mainz recht voll, leert sich aber in Mannheim schon wieder.

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Nach der Fahrt durch Rheinhessen wechseln wir bei Mannheim wieder auf die andere Rheinseite, dann fahren wir auch noch Heidelberg an. Hier bei der Abzweigstelle Rollenberg wechseln wir schließlich auf die Schnellfahrstrecke nach Stuttgart.

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Nachdem wir auch den Halt in Vaihingen (Enz) noch mitgenommen haben, ist mit 20 Minuten Verspätung Stuttgart erreicht, wo der Zug gleich nach der Ankunft wieder von Fahrgästen gestürmt wird. Mein Aufenthalt ist dadurch zwar auf gut 3 Stunden geschrumpft, aber das sollte für meine weiteren Pläne ausreichen.

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Und so geht es gleich weiter ins Tiefgeschoss, um mit der U 14 bis zum Marienplatz zu fahren.

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Vier Zahnradbahnen gibt es noch in Deutschland, eine davon ist nun erreicht. Die Stuttgarter Zahnradbahn, umgangssprachlich auch „Zacke“ oder schwäbisch „Zacketse“ genannt, verbindet den Marienplatz mit dem Stadtteil Degerloch.

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Die Zahnradbahn ist als Linie 10 in das ÖPNV-Liniennetz integriert, hier einer der drei Triebwagen in der Endstation auf dem Marienplatz. Dann steigen wir mal ein.

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Wir überqueren nun zunächst die Filderstraße, dann geht es auf der Liststraße nach oben, bevor die die Strecke der Alten Weinsteige folgt. Dem Fahrgast bietet sich hier ein Blick in den Stuttgarter Talkessel.

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Nach 2,2 Kilometern und einer Fahrzeit von 10 Minuten ist Degerloch erreicht. Die Bahnen verfügen über einen Fahrradwagen; die Fahrradmitnahme ist kostenlos, aber nur bei der Bergfahrt und nur auf der Gesamtstrecke erlaubt.

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Die Station Haigst sah bei der Bergfahrt ganz verlockend aus, und so unterbreche ich die Rückfahrt dort – bei dem dichten Viertelstundentakt kein Problem. Hier der Blick vom Haigst über den Stuttgarter Talkessel.

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An der Station befindet sich auch eine Infotafel zur Geschichte der Zahnradbahn. Die Stammstrecke wurde 1884 eröffnet und brachte anfangs die Arbeiter von den Filderorten in die Stadt, beförderte aber auch Feldfrüchte, Milchkannen und Baustoffe.

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Mit der nächsten Bahn geht es dann wieder hinunter. Die Strecke überwindet mit bis zu 17,8 % Steigung einen Höhenunterschied von 210 Metern.

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An der Station Wielandshöhe findet die Kreuzung auf der ansonsten eingleisigen Strecke statt. Eigentlich herrscht hier Linksverkehr – teilweise hatte ich die Bilder aber entgegen der Fahrtrichtung gemacht und später umsortiert.

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Und nochmals ein Blick aus der Bahn von der Alten Weinsteige in den Talkessel.

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Im Gegensatz zu anderen Zahnradbahnen verfügt die meterspurige Stuttgarter Zahnradbahn über eine tiefliegende Zahnstange, so dass diese nicht aus dem Straßenplanum herausragt. Damit verbunden ist jedoch die Einschränkung, dass die Fahrzeuge nicht auf anderen Strecken eingesetzt werden können.

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1936 wurde die Strecke zum Marienplatz verlängert, der ehemalige Filder-Bahnhof beherbergt heute das Depot. Für uns geht es nun nach links auf den Marienplatz, geradeaus die Betriebsstrecke zum Depot.

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So, noch ein letzter Blick zur Zacke auf dem Marienplatz, denn geht es wieder hinunter in den Untergrund. Noch ist nämlich unser Tagesprogramm nicht abgearbeitet, nach der „ZahnR“ steht jetzt noch die „SB“ auf dem Fahrplan (so die Kürzel im DB-Fahrplan). Dazu geht es mit der U 14 weiter zum Südheimer Platz.

Es geht gleich weiter...

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/

Von Unstrutbahn über Wipperliese bis Zacke (Fortsetzung)

TD, Freitag, 07.08.2015, 19:23 (vor 3557 Tagen) @ TD

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Eine weitere Besonderheit im Stuttgarter ÖPNV-Netz ist die Linie 20 vom Südheimer Platz zum Waldfriedhof. Es handelt sich um eine Standseilbahn, die ebenso wie die Zahnradbahn von der Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) betrieben wird.

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Die Bahn wurde 1929 erbaut. Die beiden Wagen, die nach dem Gewichtsausgleichsprinzip unterwegs sind, wurden behutsam modernisiert und sind noch weitgehend im Originalzustand – echte Holzklasse eben.

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Die Oberleitung diente ursprünglich der Wagenheizung und der Zugsteuerung. Aus Denkmalschutzgründen wurde die Oberleitung erhalten und hat heute eine neue Funktion als Baumfallmelder.

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In einer Fahrzeit von vier Minuten überwindet die Bahn eine Höhendifferenz von 87 Metern, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 11 Stundenkilometer. Und so kommt auch bald die Bergstation in Sichtweite.

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Ich bin übrigens nicht der einzige, der sich an dem Tag für die Seilbahn interessiert. Der weiße Transporter gehört zu einem SWR-Team, das an der Bahn filmt.

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Von den Plänen repräsentativer Jugendstilgebäude und moderner Fahrzeuge hatte man sich schon vor Baubeginn wieder verabschiedet und sich für eine sparsame, nüchterne Ausführung entschieden, auch weil man den Charakter einer Ausflugsbahn vermeiden wollte, ist das Ziel doch ein Friedhof und auch Trauergäste gehören zu den Nutzern.

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Die Bahn war seinerzeit die erste Bahn in Deutschland mit automatischer Steuerung, auch Stuttgarts erste Fahrscheinautomaten gab es bei der Seilbahn. Geschuldet ist dies nicht nur der schwäbischen Sparsamkeit, sondern auch der Weltwirtschaftskrise, die das Eröffnungsjahr überschattete und zur Einsparung von Schaffnern und Maschinisten führte.

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Egal ob „Erbschleicher-Express“, „Lustige-Witwen-Bahn“ oder „Schnürlesbahn“ – nun geht es wieder hinab auf die 536 Meter lange Strecke durch den Wald.

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Die Wagen bestehen außen aus Teakholz und innen aus Mahagoniholz, hier eine Begegnung mit Wagen 1 in der Ausweiche.

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An der Talstation besteht Anschluss an das Stadtbahnnetz...

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...und mit der U 14 geht es nun zurück an den Stuttgarter Hauptbahnhof.

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Nochmals ein Blick zur Stuttgart 21-Baustelle...

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...dann geht in den ÖBB-Wagen des IC 119 südwärts.

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Über die Schwäbische Alb führt die Reise nach Ulm...

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...dann weiter durch Oberschwaben zum Bodensee, in der Ferne die Basilika St. Martin der Klosteranlage von Weingarten.

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Von Friedrichshafen nach Konstanz gibt es verschiedene Reisemöglichkeiten, etwa auf der Bodenseegürtelbahn um den See oder mit dem direkten Katamaran. Diesmal fällt die Wahl aber auf den Städteschnellbus.

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Zwischen Meersburg und Konstanz nutzt der Städteschnellbus die Fähre – Trajektverkehr also mal anders mit einem Bahnbus.

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Und mit der Überfahrt über den Bodensee endet dieser kleine Reisebericht.

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Ich hoffe, dass Euch der Reisebericht gefallen hat und bedanke mich für die Korrekturen und Kommentare zu den bisherigen Teilen. Vielleicht birgt der Reisebericht ja auch Anregungen für die eine oder andere Tour mit dem Deutschland-Pass, auch wenn dieser nicht alle befahrenen Strecken abdeckt.

Als nächstes kommt dann irgendwann ein Reisebericht mit einem richtigen Trajektverkehr, das kann aber noch etwas dauern, weil demnächst die Gültigkeit meines Deutschland-Passes beginnt...


Sonnige Grüße vom Bodensee
und ein schönes Wochenende


Tobias


PS: Meine früheren Reiseberichte gibt’s unter www.bahnreiseberichte.de.

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Gezackter Dank

Sören Heise, Region Hannover, Freitag, 07.08.2015, 19:33 (vor 3557 Tagen) @ TD

Moin Tobias,

besten Dank. Zahnrad- und Standseilbahn haben sich seit meinen Besuchen augenscheinlich nicht verändert.

Den Bus auf der Fähre wollte ich vor einigen Jahren mal im Rahmen einer Tour integrieren, das klappte aber nicht. Vielleicht läßt er sich ja immer noch fahren, wenn ich mal die Zeit für einen längeren Besuch da unten finde - als Tagestour ist das auch ohne Bus kaum zu schaffen. :-(


Dann wünsche ich Dir gute Reisen, vielleicht trifft man sich ja unbekannterweise mal. ;-)


Viele Grüße
Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Danke!

oppermad, Wuppertal/Wunstorf, Freitag, 07.08.2015, 19:52 (vor 3557 Tagen) @ TD

Moin,

vielen Dank auch für diesen Teil. Als ich die U14 in Stuttgart sah, bin ich schwer ins Schleudern gekommen; dachte ich doch, Du willst zur Wilhelma, die mit Eisenbahn nicht viel zu tun hat. Dank Zahnstange hat sich die Situation geklärt. Schade, dass die Industriebahn fast vollständig stillgelegt ist...

Ich freue mich auf die nächsten Fahrten, wohin es dann auch immer geht!

Grüße,

Dirk

Danke:) Toller Bericht!

462 001, Taunus, Freitag, 07.08.2015, 20:28 (vor 3557 Tagen) @ TD

Nabend Tobias,

danke dir auch für den letzten Teil deiner Reise.

Ergänzend zur Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main wurde im Jahr 2002 auch ein 13 Kilometer langer Streckenast in Betrieb genommen, der bei Breckenheim von der SFS abzweigt und nach Wiesbaden führt. Von anfangs täglich acht Zugpaaren sind heute nur noch zwei Zugpaare übrig geblieben, die zudem auch nur montags bis freitags verkehren. Und so ist es gar nicht so einfach, diese Strecke überhaupt in einen Tourplan zu integrieren. Für mich heißt das, früh aufstehen, und so entsteht das erste Bild des Tages vom Kölner Hauptbahnhof schon recht früh, denn der Zug soll um 6.11 Uhr fahren. Die Betonung liegt allerdings auf „soll“, denn wegen einer Baustelle verzögert sich die Bereitstellung um über eine halbe Stunde. Eigentlich hatte ich auf einen Velaro spekuliert, stattdessen fährt ein klassischer ICE 3.

Kommt desöfteren vor, ist aber wenn ich mal mit fahre eh besser so:)

Wikipedia nennt für die Züge über Wiesbaden eine Auslastung zwischen 3 und 20 Prozent, das kann ich für den Abschnitt bis Wiesbaden bestätigen. Nach einer entspannten Fahrt über die Schnellfahrstrecke biegen wir schließlich nach Wiesbaden ab, hier mit Blick zum US-Militärflugplatz Erbenheim.

Ich benutze das Zugpaar 711/712 unregelmäßig, wenn ich denn mal in Wiesbaden zur Arbeit pendeln muss und erlebe ihn oft zwischen Limburg und Wiesbaden sehr voll.

Das Zugpersonal verweist eilige Reisende auf die S-Bahn nach Mainz, bis es nach einem Fahrtrichtungswechsel dann auch für uns über den Rhein geht. Während in Wiesbaden schon einige Fahrgäste zugestiegen sind, wird der Zug dann in Mainz recht voll, leert sich aber in Mannheim schon wieder.

Wer noch schneller nach Stuttgart will, steigt dort in den 591 um. Der ist 15 Minuten eher da und fährt zudem weiter bis München.

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Die Station Haigst sah bei der Bergfahrt ganz verlockend aus, und so unterbreche ich die Rückfahrt dort – bei dem dichten Viertelstundentakt kein Problem. Hier der Blick vom Haigst über den Stuttgarter Talkessel.

Wegen diesem Ausblick bin ich regelmäßig dort und morgen ist es auch mal wieder soweit. Anreise im 591, dann mit der Zacke die Talfahrt machen(ich fahre nur diese Richtung, find ich schöner) und danach zum Feuersee Käsespätzle essen:)

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Eine weitere Besonderheit im Stuttgarter ÖPNV-Netz ist die Linie 20 vom Südheimer Platz zum Waldfriedhof. Es handelt sich um eine Standseilbahn, die ebenso wie die Zahnradbahn von der Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) betrieben wird.

Ich habe zwar schon öfter mal versucht dort mitzufahren, doch ich habs Zeitmäßig noch nie hinbekommen:(

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Von Friedrichshafen nach Konstanz gibt es verschiedene Reisemöglichkeiten, etwa auf der Bodenseegürtelbahn um den See oder mit dem direkten Katamaran. Diesmal fällt die Wahl aber auf den Städteschnellbus.
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Zwischen Meersburg und Konstanz nutzt der Städteschnellbus die Fähre – Trajektverkehr also mal anders mit einem Bahnbus.

Bei meinem letzten Bodenseebesuch habe ich aufgrund einer Verspätung den Bus verpasst und bin dann halt mit dem Katamaran rüber gefahren. Doch irgendwann werd ich die Fahrt per Bahnbusschiff nachhohlen;-)

Ich hoffe, dass Euch der Reisebericht gefallen hat und bedanke mich für die Korrekturen und Kommentare zu den bisherigen Teilen. Vielleicht birgt der Reisebericht ja auch Anregungen für die eine oder andere Tour mit dem Deutschland-Pass, auch wenn dieser nicht alle befahrenen Strecken abdeckt.

Fazit: Er hat gefallen. Zudem kannte ich diesmal auch etwa 90% der benutzen Strecken, was bei deinen außergewöhnlichen Reisen ja nur selten vorkommt:)

Als nächstes kommt dann irgendwann ein Reisebericht mit einem richtigen Trajektverkehr, das kann aber noch etwas dauern, weil demnächst die Gültigkeit meines Deutschland-Passes beginnt...

Vlt. per EC/ICE nach Kopenhagen? Wär schön, denn eigentlich war das im Juli geplant, doch wegen dem ganzen Baustellenmist hatte ich meine Reise gestrichen.

Sonnige Grüße vom Bodensee
und ein schönes Wochenende

Hier zeigt das Thermometer gerde heiße 36,2 °C und deshalb dir auch sonnige Grüße aus dem Taunus und ebenso ein schönes Wochenende:)

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Von mir besuchte Bahnhöfe
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Stand: 07.03.2025

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